SN vom 11.11.04
Kaprun-Gedenkstätte wird eingeweiht
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KAPRUN (SN, APA). Es
ist ein Ort der Ruhe, der Trauer und des Gebetes - um ganz nah bei den
Verstorbenen zu sein: Die neue Gedenkstätte an die 155 Opfer des
Seilbahnunglücks am Kitzsteinhorn vom 11. November 2000 in Kaprun. Einen Tag
vor der offiziellen Einweihung am vierten Jahrestag der Brandkatastrophe
öffneten am Mittwoch Mitglieder der Arbeitsgruppe "Gedenkstätte
Kaprun" erstmals für Journalisten das Tor zum lang gezogenen Quader aus
Sichtbeton und gewährten Einblick in das Objekt des deutschen Architekten
Anton Michael aus Rimsting. Für jedes Todesopfer
fertigte ein Künstlerteam der bayerischen Hofglasmalerei in München eine
Glaslamelle an. Die Säulen erstrahlen in den Farben, die nach dem
chinesischen Horoskop für das Geburtsjahr der Verstorbenen stehen. Verwandte,
Freunde und Bekannte der Opfer können in den einzelnen Nischen des 26 Meter
langen und 4,5 Meter breiten Gebäudes ihrer ganz persönlichen Trauer
nachgehen. Auf Wunsch der Hinterbliebenen aus Japan wurde ein Kirschbaum als
Symbol des Lebens auf dem Vorplatz gepflanzt. Rund 400 Angehörige
aus acht Nationen beteiligten sich an der Ideensuche nach einer geeigneten,
konfessionsfreien Gedenkstätte. Seit der Brandkatastrophe legten sie bei
einem Provisorium an der Zufahrtstraße zu den Gletscherbahnen immer wieder
Kerzen, Blumen, Fotos der Verunglückten und persönliche Erinnerungsstücke vor
einem Kreuz nieder. Dieses Kreuz steht seit einer Woche nun bei der
Pfarrkirche Kaprun. Im Herbst 2002
reichten zwölf Künstler ihre Gestaltungsvorschläge für eine Gedenkstätte ein.
Sechs Projekte standen letztlich zur Auswahl. 86 Prozent der Angehörigen
gaben ihre Stimme ab. Im Juli 2003 wurde mit Anton Michael der Gewinner
ermittelt. Während der
Gedenkfeier am dritten Jahrestag der Katastrophe erfolgte die symbolische
Grundsteinlegung gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Im Mai 2004
fuhren die Baumaschinen auf. Die Gesamtkosten von rund 356.000 Euro teilen
sich zu je einem Drittel die Gemeinde Kaprun, das Land Salzburg und die
Republik Österreich. Am Donnerstag wird
die neue Gedenkstätte nach einer Bauzeit von sechs Monaten den Angehörigen um
9.00 Uhr übergeben. Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und
Superintendentin Luise Müller segnen das Gebäude. Ansprachen halten
Bundespräsident Heinz Fischer, Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck und
Mitglieder der Arbeitsgruppe. Die musikalische Umrahmung besorgt das Ensemble
Paris Lodron. Kapruns
Bürgermeister Norbert Karlsböck sagte am Mittwoch bei der Vorbesichtigung,
dass viele Menschen im Ort auch eine emotionale Bindung zur Gedenkstätte
hätten. "Sie ist ein Teil zur Aufarbeitung der Katastrophe." Gustl Prohaczka aus
Wien, der beim Unglück seinen einzigen Sohn verloren hatte, zeigte sich
erfreut darüber, dass sich die Angehörigen einbringen konnten und die
Projektentwicklung einen positiven Abschluss gefunden habe. Ähnlich auch
Ursula Geiger aus Bayern, die ebenfalls einen Sohn verloren hatte: Die
Gedenkstätte sei gut für die Trauer, "aber das hat nichts mit Versöhnung
zu tun". Und für den Angehörigen Benedikt Seilern-Moy hat das Gebäude
eine fast sakrale Ausstrahlung. Dass das kleine Fenster genau zur
Tunneleinfahrt gerichtet sei, sei für ihn ein wichtiger Bezug zum Ort der
Katastrophe. Architekt Anton
Michael sagte, dass die Fenster ein Wunsch der Angehörigen gewesen seien. Er
habe die Öffnungen ganz bewusst so klein gemacht, damit jeder zum Tunnel
hinsehen könne oder auch nicht. Der Entwurf lebe von Symbolen und Metaphern.
Die Form habe sich daraus ergeben, weil 155 Nischen untergebracht werden mussten.
Und den Sichtbeton als Material habe er gewählt, weil die filigrane Struktur
kaum anders zu bewältigen gewesen wäre. Sonst hätte es zu technisch gewirkt. Und Gabriela Walsch,
Koordinatorin der Arbeitsgruppe, meinte, dass die Stätte gut in die karge Landschaft
passe und nicht kitschig sei. "Ich glaube, dass die Kapruner gut damit
leben können." (Bild: SN/APA/Neumayr) |
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salzburg.orf.at
Gedenkstätte
für 155 Tote eingeweiht |
Botschaft
des Bundespräsidenten |
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News
Das Innere der Gedenkstätte. Foto: APA
Kaprun-Gedenkstätte: Ort der Trauer
Offizielle Einweihung
morgen, Donnerstag
Es ist
ein Ort der Ruhe, der Trauer und des Gebetes - um ganz nah bei den Verstorbenen
zu sein: Die neue Gedenkstätte an die 155 Opfer des Seilbahnunglücks am
Kitzsteinhorn vom 11. November 2000 in Kaprun. Einen Tag vor der offiziellen
Einweihung am vierten Jahrestag der Brandkatastrophe öffneten heute, Mittwoch,
Mitglieder der Arbeitsgruppe "Gedenkstätte Kaprun" erstmals für
Journalisten das Tor zum lang gezogenen Quader aus Sichtbeton und gewährten
Einblick in das Siegerprojekt des deutschen Architekten Anton Michael aus
Rimsting.
Für jedes Todesopfer fertigte ein Künstlerteam der bayerischen Hofglasmalerei
in München eine Glaslamelle an. Die Säulen erstrahlen in den Farben, die nach
dem chinesischen Horoskop für das Geburtsjahr der Verstorbenen stehen.
Verwandte, Freunde und Bekannte der Opfer können in den einzelnen Nischen des
26 Meter langen und 4,5 Meter breiten Gebäudes ihre ganz persönliche
Trauerarbeit in Ruhe abhalten können. Auf Wunsch der Hinterbliebenen aus Japan
wurde ein Kirschbaum als Symbol des Lebens auf dem Vorplatz gepflanzt.
Rund 400 Angehörige aus acht Nationen beteiligten sich an der Ideensuche nach
einer geeigneten, konfessionsfreien Gedenkstätte. Seit der Brandkatastrophe
legten sie bei einem Provisorium an der Zufahrtstraße zu den Gletscherbahnen
immer wieder Kerzen, Blumen, Fotos der Verunglückten und persönliche
Erinnerungsstücke vor einem Kreuz nieder. Dieses Kreuz steht seit einer Woche
nun bei der Pfarrkirche Kaprun.
Im Herbst 2002 reichten zwölf Künstler ihre Gestaltungsvorschläge für eine
Gedenkstätte ein. Sechs Projekte standen letztlich zur Auswahl. 86 Prozent der
Angehörigen gaben ihre Stimme ab. Im Juli 2003 wurde mit Anton Michael der
Gewinner ermittelt.
Während der Gedenkfeier am dritten Jahrestag der Katastrophe erfolgte die
symbolische Grundsteinlegung gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Im
Mai 2004 fuhren die Baumaschinen auf. Die Gesamtkosten von rund 356.000 Euro
teilen sich zu je einem Drittel die Gemeinde Kaprun, das Land Salzburg und die
Republik Österreich.
Morgen, Donnerstag, wird die neue Gedenkstätte nach einer Bauzeit von sechs
Monaten den Angehörigen um 9.00 Uhr übergeben. Der Salzburger Erzbischof Alois
Kothgasser und Superintendentin Luise Müller segnen das Gebäude. Ansprachen
halten Bundespräsident Heinz Fischer, Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck
und Mitglieder der Arbeitsgruppe. Für die musikalische Umrahmung sorgt das
Ensemble Paris Lodron.
"Die Gedenkstätte soll am Donnerstag bis 12.00 Uhr ausschließlich den
Angehörigen zur Verfügung stehen", appellierte die Sprecherin der
Arbeitsgruppe, Gabriela Walsch, an alle Beteiligten der Einweihungsfeier.
Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck sagte am Mittwoch bei der
Vorbesichtigung zur APA, dass viele Menschen im Ort auch eine emotionale
Bindung zur Gedenkstätte hätten. "Sie ist ein Teil zur Aufarbeitung der
Katastrophe."
Gustl Prohaczka aus Wien, der beim Unglück seinen einzigen Sohn verloren hatte,
zeigte sich erfreut darüber, dass sich die Angehörigen einbringen konnten und
die Projektentwicklung einen positiven Abschluss gefunden habe, nachdem das
Strafverfahren bei Gericht (mit dem Freispruch aller Beschuldigten) schief
gelaufen sei. Ähnlich auch Ursula Geiger aus Bayern, die ebenfalls einen Sohn
verloren hatte: Die Gedenkstätte sei gut für die Trauerarbeit, "aber das
hat nichts mit Versöhnung zu tun". Und für den Angehörigen Benedikt
Seilern-Moy hat das Gebäude eine fast sakrale Ausstrahlung. Dass das kleine
Fenster genau zur Tunneleinfahrt gerichtet sei, sei für ihn ein wichtiger Bezug
zum Ort der Katastrophe.
Architekt Anton Michael sagte, dass die Fenster ein Wunsch der Angehörigen
gewesen seien. Er habe die Öffnungen ganz bewusst so klein gemacht, damit jeder
zum Tunnel hinsehen könne oder auch nicht. Der Entwurf lebe von Symbolen und
Metaphern. Die Form habe sich daraus ergeben, weil 155 Nischen untergebracht
werden mussten. Und den Sichtbeton als Material habe er gewählt, weil die
filigrane Struktur kaum anders zu bewältigen gewesen wäre. Sonst hätte es zu
technisch gewirkt.
Und Gabriela Walsch, Koordinatorin der Arbeitsgruppe, meinte, dass die Stätte
gut in die karge Landschaft passe und nicht kitschig sei. "Ich glaube,
dass die Kapruner gut damit leben können."
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300 Angehörige bei
Einweihung der Gedenkstätte in Kaprun
Bundespräsident
Fischer wegen schlechtem Flugwetter verhindert -"Erster positiver Schritt
für Trauerarbeit"
Ein Besucher im Inneren der Gedenkstätte in
Kaprun. |
Rund 300 Angehörige nahmen heute, Donnerstag, Vormittag an
der Einweihungsfeier der Gedenkstätte für die 155 Opfer der Seilbahnkatastrophe
in Kaprun teil. Die feierliche Zeremonie verlief friedlich, obwohl neben
Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat sowie die Opferanwälte Ed Fagan und Michael
Witti auch Vertreter der Gletscherbahnen Kaprun (GBK) gekommen waren.
Bundespräsident Heinz Fischer musste seine Teilnahme wegen des schlechten
Flugwetters absagen. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S) richtete
seine Grußworte aus.
Rund eineinhalb Stunden dauerte die offizielle Einweihungsfeier vor dem lang
gezogenen Quader aus Sichtbeton gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen.
Angehörige aus den USA, aus Japan, Deutschland und Österreich aber auch
Einheimische aus Kaprun versammelten sich vor der Gedenkstätte. Die Trauer und
Betroffenheit aller Beteiligten war spürbar, vereinzelt sind Tränen geflossen.
Unter den rund 350 Menschen, die dem Festakt insgesamt beiwohnten, waren aber
keine Anfeindungen ersichtlich. Sie wollen ihren Respekt und Mitgefühl
bezeugen, begründeten sowohl der GBK-Betriebsleiter, einer der Beschuldigten im
Kaprun-Prozess, wie auch der amerikanische Anwalt Ed Fagan ihre Teilnahme.
"Hoffentlich kommt zu dem grausamen akuten Schmerz inzwischen auch
dankbare Erinnerung an Ihre Lieben hinzu", leitete Landeshauptfrau
Burgstaller die tröstenden Worte des Bundespräsidenten an die Angehörigen
weiter. Zahlreiche Kränze säumten die Mauer vor der Gedenkstätte - die
Bundesrepublik Deutschland, die japanische Botschaft, Bundespräsident Fischer,
das Land Salzburg und der Magistrat Wels bekundeten unter anderem ihre Trauer.
Bevor der Erzbischof und Superintendentin Luise Müller gemeinsam den
Gottesdienst hielten, traten auch noch zwei Angehörigen-Vertreter an das
Rednerpult. "Wir haben uns für eine Gedenkstätte entschieden, weil wir die
Opfer da Ehren wollen, wo es passiert ist", sagte Ursula Geiger aus
Bayern. Die Gedenkstätte habe auch die mahnende Funktion, dass über allen Kommerz
das menschliche Leben stehe.
Obwohl es Stimmen unter den Angehörigen gebe, die einen Schlussstrich unter das
Kapitel ziehen wollen, "werden wir so lange nicht ruhen, bis man sich
ernsthaft unserer Probleme annimmt und uns großzügig unterstützt", betonte
Geiger, die im Flammeninferno ihren Sohn Michael verloren hat. Es gehe nicht
darum, Entsetzen zu konservieren, sondern um auch Lehren aus dem Unglück zu
ziehen. "Es soll nie wieder ein Mensch im Tunnel sterben." Für den
Arzt Werner Kirnbauer aus Güssing (Burgenland) ist die Gedenkstätte "ein
erster positiver Schritt für die Trauerarbeit". Beide waren sich einig,
dass die Brandkatastrophe "immer ein dunkler Punkt in der Geschichte von
Kaprun bleiben wird".
Einen Medienrummel hat es am vierten Jahrestag des Seilbahnunglücks nicht
gegeben. Einige Hinterbliebene waren Donnerstag früh zu Fuß vom Ort Kaprun zur
Talstation der Gletscherbahnen gepilgert. Die Gedenkstätte ist täglich von 7.00
bis 19.00 Uhr "für jeden" zugänglich, betonte der Kapruner Bürgermeister
Norbert Karlsböck.
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Summe zwischen 450.000
bis 775.000 Euro pro Person könnten laut Fagan und Witti erreicht werden
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Feier mit den
Angehörigen am vierten Jahrestag der Seilbahnkatastrophe
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Kronenzeitung
Kaprun-Opfer:
Gedenken zum 4. Jahrestag |
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Kleine
Zeitung
Einweihung der Gedenkstätte in Kaprun Rund 300 Angehörige nahmen am Donnerstag an der Einweihungsfeier
der Gedenkstätte für die 155 Opfer der Seilbahnkatastrophe in Kaprun im
November 2000 teil. Die feierliche Zeremonie verlief friedlich, obwohl neben
Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat sowie die Opferanwälte Ed Fagan und
Michael Witti auch Vertreter der Gletscherbahnen Kaprun gekommen waren. |
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Rund eineinhalb
Stunden dauerte die offizielle Einweihungsfeier vor dem lang gezogenen Quader
aus Sichtbeton gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Angehörige aus
den USA, aus Japan, Deutschland und Österreich aber auch Einheimische aus
Kaprun versammelten sich vor der Gedenkstätte. Die Trauer und Betroffenheit
aller Beteiligten war spürbar. Bundespräsident
Fischer musste seine Teilnahme wegen des schlechten Flugwetters absagen.
Salzburgs Landeshauptfrau Burgstaller richtete seine Grußworte aus:
"Hoffentlich kommt zu dem grausamen akuten Schmerz inzwischen auch
dankbare Erinnerung an Ihre Lieben hinzu", leitete Landeshauptfrau
Burgstaller die tröstenden Worte des Bundespräsidenten an die Angehörigen
weiter. Auch Papst Johannes
Paul II. versicherte in einer Grußbotschaft den Repräsentanten des
öffentlichen Lebens, der Bevölkerung von Kaprun und den Hinterbliebenen seine
Verbundenheit im Gebet und seine besondere geistliche Nähe und erbittet für
alle Teilnehmer den apostolischen Segen. Auch zwei
Angehörigen-Vertreter traten an das Rednerpult. "Wir haben uns für eine
Gedenkstätte entschieden, weil wir die Opfer da Ehren wollen, wo es passiert
ist", sagte Ursula Geiger aus Bayern. Die Gedenkstätte habe auch die
mahnende Funktion, dass über allen Kommerz das menschliche Leben stehe.
Obwohl es Stimmen unter den Angehörigen gebe, die einen Schlussstrich unter
das Kapitel ziehen wollen, "werden wir so lange nicht ruhen, bis man
sich ernsthaft unserer Probleme annimmt und uns großzügig unterstützt",
betonte Geiger, die im Flammeninferno ihren Sohn Michael verloren hat. |
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