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7. 1. 2003
Kaprun-Prozess wird am 13.Jänner fortgesetzt
Fagan zum Verfahren: "Eine einzige Katastrophe"
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Der Kaprun-Prozess über das Unglück vom 11. November 2000, bei dem 155 Menschen auf der Fahrt auf das Kitzsteinhorn durch einen Brand der Standseilbahn ums Leben gekommen sind, wird am 13. Jänner am Landesgericht Salzburg, Saal 400 (Festsaal) - und nicht im Kolpinghaus - nach längerer Pause fortgesetzt. Richter Manfred Seiss wird dann auch den Beschluss über den neuen Sachverständigen bekannt geben, der nach dem Ausscheiden des Hauptgutachters im Kaprun-Prozess, Anton Muhr, notwendig geworden ist.
Die Verhandlung am 13. Jänner werde sicherlich nur ganz kurz dauern, sagte Seiss im Gespräch mit der APA. Danach werde es wieder eine längere Unterbrechung des Prozesses geben, da sich der neue Gutachter erst einarbeiten müsse. Auch der ursprünglich für 18. Februar im Kolpinghaus angesetzte Termin könne nicht stattfinden. "Voraussichtlich wird es alle zwei Monate eine formelle Verhandlung geben, bis das Ergebnis des neuen Sachverständigen da ist", so der Richter.
Im Wesentlichen war das Gutachten von Muhr Grundlage für den Strafantrag der Staatsanwaltschaft, wonach ein defekter Heizlüfter die Katastrophe verursacht haben soll. Muhr, der schon während des Prozesses sehr umstritten war, konnte aus gesundheitlichen Gründen mehrere Wochen nicht mehr an der Verhandlung teilnehmen. Als dem Brandsachverständigen nach einem ärztlichen Attest eines Neurologen auch vom gerichtlich beeideten Sachverständigen Bernhard Mitterauer, Vorstand des Institutes für Forensische Neuropsychiatrie der Universität Salzburg, Verhandlungsunfähigkeit attestiert worden war, machte sich der Richter auf die Suche nach einem neuen Gutachter.
Es wurde ein Vierer-Vorschlag erstellt, der folgende Nachfolger des Gutachter vorsah: Muhrs Mitarbeiter Thomas Lange aus Stuttgart, den Direktor der Brandverhütungsstelle für Oberösterreich, Klaus Moser, den Brandsachverständigen Helmut Prader, der schon ein Gutachten für den Kaprun-Prozess erstellt hat und von einem Verteidiger als Nachfolger Muhrs gewünscht worden war, sowie den technischen Chemiker Bruno Sternad. Alle Verfahrensbeteiligten (Staatsanwaltschaft, Verteidiger und Privatbeteiligte samt deren Anwälte) konnten bis 23. Dezember ihre Meinung bei Gericht zum Vierer-Vorschlag äußern.
Fagan: "Causa Kaprun eine einzige Katastrophe"
"Die ganze Causa Kaprun - angefangen von den Ermittlungen bis hin zum Prozess - ist eine einzige Katastrophe", sagte US-Anwalt Ed Fagan, der zahlreiche Opferangehörige vertritt, gegenüber der APA. In den USA wäre die Fortsetzung dieses Strafverfahren unmöglich, da nach dem bisherigen Verlauf "schon längst wieder alles bei der Untersuchungsrichterin gelandet wäre". Eine Ansicht, die auch von österreichischen Anwalts- und Justizkreisen und auch teilweise von Richter Manfred Seiss geteilt wird.
Fagan zahlt Geldstrafe nicht
Die in der Causa Kaprun von Richter Seiss über Fagan wegen "Winkelschreiberei" verhängte Geldstrafe von 1.500 Euro wird der US-Anwalt "sicherlich nicht zahlen". Der Richter hatte diese Strafe nach einer Anzeige der Salzburger Rechtsanwaltskammer ausgesprochen. Fagan ist der Ansicht, dass neben einer Beeinspruchung auch noch andere Möglichkeiten gebe: eine Klage "gegen diejenigen, die dies veranlasst haben, oder sich ins Gefängnis zu begeben".