Salzburger Nachrichten
13. Jänner 2003
Kaprun-Prozess begann mit Taschenpfändung bei Ed Fagan
Auf Basis eines Versäumnisurteils aus Linz. US-Anwalt händigte Gerichtsvollzieher 20 Dollar, Münzen und Uhr aus.
SALZBURG (SN, APA). Der Verhandlungstag (Montag) im Kaprun-Prozess begann mit einer spektakulären Aktion: Auf Grund eines Versäumnisurteils vom Oktober des vergangenen Jahres, beantragt vom Linzer Anwalt Albrecht Zauner, wurde bei US-Anwalt Ed Fagan (im SN/Neumayr-Bild) eine Taschenpfändung vorgenommen. Der amerikanische Advokat, der in den USA Angehörige von Opfern vertritt, händigte unter Protest dem Gerichtsvollzieher vor dem Saal zwei Zehn-Dollar-Scheine, einige Münzen und eine Uhr aus.
Die Pfändung basiert auf einem Verfahren, das der Linzer Anwalt Zauner gegen Fagan angestrengt hatte. Es handelt sich dabei nicht um die von Kaprun-Richter Manfred Seiss verhängte Geldstrafe wegen Winkelschreiberei. Der Salzburger Partner-Anwalt Fagans Jürgen Hinterwirth verstand diese Taschenpfändung überhaupt nicht. Fagan sei das Versäumnisurteil nicht einmal zugestellt worden.
Es geht insgesamt um eine Summe von 4852 Euro. In dem Verfahren in Linz klagte Zauner zwei Mal auf Unterlassung: Der erste Vorwurf lautete, Fagan sei als Rechtsvertreter von mehreren Hinterbliebenen tätig geworden. Er habe jedoch für anwaltliche Leistungen in Österreich keine Befugnis. Das sei wettbewerbswidrig. Der zweite Vorwurf lautete, seine Honorarvereinbarungen mit den Hinterbliebenen - von dem, was er erstreite, stehe ihm ein Drittel zu - sei in Österreich sittenwidrig, verboten und damit unwirksam.
Weil Fagan zu diesen Vorwürfen gegenüber dem Gericht nicht Stellung nahm, erging im Oktober 2002 ein Versäumnisurteil. Die Berufungsfrist ließ er ungenützt verstreichen. Der Spruch wurde somit rechtskräftig. Damit dürfte es Fagan auch nicht möglich sein, vor einem österreichischen Gericht einen Anspruch auf seine Honorarforderungen zu erwirken.
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Neuer Kaprun-Prozessgutachter bestellt
13. Jänner 2003
Brandsachverständiger Prader war schon Gutachter im Prozess. Verfahren auf 10. März vertagt.
SALZBURG (SN, APA). Der neue Gutachter im Kaprun-Prozess heißt Helmut Prader. Diese Entscheidung gab Richter Manfred Seiss am Montag Vormittag im Prozess am Salzburger Landesgericht bekannt. Prader ist Brandsachverständiger und hat bereits ein Gutachten für den Kaprun-Prozess erstellt. Er ist somit mit der Materie vertraut.
Die Neubestellung war notwendig geworden, weil der Hauptgutachter Anton Muhr aus gesundheitlichen Grünen aus dem Verfahren ausgeschieden war.
Auf Muhrs Gutachten stützt sich im Wesentlichen auch der Strafantrag der Staatsanwaltschaft, wonach ein defekter Heizlüfter am 11. November 2000 die Katastrophe verursacht haben soll, bei der 155 Menschen ums Leben gekommen sind. Gerade diese Theorie begann aber im Verlauf der Verhandlung und bei der Einvernahme zahlreicher Zeugen immer mehr zu wackeln.
Der Kaprun-Prozess wurde am Montag nach fast achtwöchiger Pause fortgesetzt. Die lange Pause ist wegen der Suche nach dem Gutachter entstanden. Die Unterbrechung wird noch länger dauern, weil sich Prader noch weiter einarbeiten muss. Aus formalen Gründen wird Seiss alle zwei Monate eine kurze Verhandlung einberufen. Ansonsten müsste das gesamte Verfahren, das am 18. Juni 2002 begonnen hat, wieder ganz von vorne gestartet werden.
Richter Manfred Seiss verkündete nach dem Beschluss über die Neubestellung des Gutachters, dass das Verfahren auf 10. März 2003 vertagt werde. Dem neuen Sachverständigen müsse nun genügend Zeit eingeräumt werden. Es bedürfe eines großen Zeitaufwandes für den neuen Gutachter, bis dieser eingearbeitet sei, betonte Seiss.
Die nächsten Verhandlungstermine werden jeweils innerhalb der Zwei-Monats-Frist im Landesgericht stattfinden. Eine gänzliche Übersiedlung des Prozesses in das Landesgerichtsgebäude sei aber auf Grund der angespannten Raumsituation nicht möglich.
Der letzte Teil des Prozesses mit der Erörterung der Gutachten und abschließenden Zeugeneinvernahmen werde wieder im Kolpinghaus stattfinden. Dann werde man allerdings an vier Tagen pro Woche verhandeln. Bisher habe es 39 Verhandlungstage gegeben, 93 Zeugen seien einvernommen worden, und man wolle das Verfahren so rasch wie möglich über die Bühne bringen.
Maßgeblich für die Bestellung von Sachverständigen seien neben der fachlichen Qualität Spezialkenntnisse und Fingerspitzengefühl, erläuterte der Richter. Da es gegen Thomas Lange (Mitarbeiter Muhrs in Stuttgart) und Klaus Moser (Leiter der Brandverhütungsstelle Oberösterreich) umfangreiche Einwendungen gegeben habe, habe er sich für Prader entschieden. Für Prader, der nun die Brandentstehung und Brandursache untersuchen soll, habe vor allem seine bisherige Tätigkeit in diesem Verfahren als Gutachter sowie seine Praxis gesprochen.
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News
Tschenpfändung bei US-Anwalt Fagan Prader ist der neue Kaprun-Gutachter PLUS: Alle wichtigen Details zum Prozess & Bilder der Tragödie! Der neue Gutachter im Kaprun-Prozess heißt Helmut Prader. Diese Entscheidung gab Richter Manfred Seiss am Montag beim Prozess am Salzburger Landesgericht bekannt. Zu einer kuriosen Aktion kam es gleich zu Beginn des heutigen Prozess-Tages: Nachdem der US-"Star-Anwalt" Ed Fagan hierzulande wegen "Winkelschreiber" verurteilt wurde, die Geldstrafe aber noch schuldig ist, wurde eine Taschenpfändung vorgenommen. Der Gerichtsvollzieher nahm Fagan - unter dessen Protest - zwei Zehn-Dollar-Scheine, ein paar Münzen und seine Uhr ab...
Die Neubestellung war notwendig geworden, weil der Hauptgutachter Anton Muhr aus gesundheitlichen Grünen aus dem Verfahren ausgeschieden war. Auf Muhrs Gutachten stützt sich im Wesentlichen auch der Strafantrag der Staatsanwaltschaft, wonach ein defekter Heizlüfter am 11. November 2000 die Katastrophe verursacht haben soll, bei der 155 Menschen ums Leben gekommen sind. Gerade diese Theorie begann aber im Verlauf der Verhandlung und bei der Einvernahme zahlreicher Zeugen immer mehr zu wackeln.
Der Kaprun-Prozess wurde am Montag nach fast achtwöchiger Pause fortgesetzt. Die lange Pause ist wegen der Suche nach dem Gutachter entstanden. Die Unterbrechung wird noch länger dauern, weil sich Prader noch weiter einarbeiten muss. Aus formalen Gründen wird Seiss alle zwei Monate eine kurze Verhandlung einberufen. Ansonsten müsste das gesamte Verfahren, das am 18. Juni 2002 begonnen hat, wieder ganz von vorne gestartet werden.
Prozess auf 10. März vertagt
Richter Manfred Seiss verkündete nach dem Beschluss über die Neubestellung des Gutachters, dass das Verfahren auf 10. März 2003, 10.00 Uhr, wieder im Saal 400 des Salzburger Landesgerichts vertagt werde.
Pfändung bei US-Anwalt Fagan
Der Verhandlungstag begann mit einer spektakulären Aktion: Auf Grund eines Versäumnisurteils vom Oktober des vergangenen Jahres, beantragt vom Linzer Anwalt Albrecht Zauner, wurde bei US-Anwalt Ed Fagan eine Taschenpfändung vorgenommen. Der amerikanische Advokat, der in den USA Angehörige von Opfern vertritt, händigte unter Protest dem Gerichtsvollzieher vor dem Saal zwei Zehn-Dollar-Scheine, einige Münzen und eine Uhr aus.
Fagan: "Causa Kaprun eine einzige Katastrophe"
"Die ganze Causa Kaprun - angefangen von den Ermittlungen bis hin zum Prozess - ist eine einzige Katastrophe", sagte Fagan, der zahlreiche Opferangehörige vertritt. In den USA wäre die Fortsetzung dieses Strafverfahren unmöglich, da nach dem bisherigen Verlauf "schon längst wieder alles bei der Untersuchungsrichterin gelandet wäre". Eine Ansicht, die auch von österreichischen Anwalts- und Justizkreisen und auch teilweise von Richter Manfred Seiss geteilt wird.
Fagan zahlt Geldstrafe nicht
Die in der Causa Kaprun von Richter Seiss über Fagan wegen "Winkelschreiberei" verhängte Geldstrafe von 1.500 Euro wird der US-Anwalt "sicherlich nicht zahlen". Der Richter hatte diese Strafe nach einer Anzeige der Salzburger Rechtsanwaltskammer ausgesprochen. Fagan ist der Ansicht, dass neben einer Beeinspruchung auch noch andere Möglichkeiten gebe: eine Klage "gegen diejenigen, die dies veranlasst haben, oder sich ins Gefängnis zu begeben". Diese Geldstrafe steht nicht in Zusammenhang mit der Pfändung.
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Kleine Zeitung
Kaprun-Prozess begann mit Pfändung bei Ed Fagan
US-Anwalt musste am Montag in Salzburg seine Taschen leeren. Er hatte ein Versäumnisurteil ignoriert. Fagan beim Leeren seiner Taschen Foto: AP Spektakuläre Amtshandlung zum Auftakt des Kaprun-Prozesses: Aufgrund eines Versäumnisurteiles wurde bei dem New Yorker Anwalt Ed Fagan vor dem Gerichtssaal eine Taschenpfändung vorgenommen. Der Advokat, der in den USA Angehörige von Kaprun-Opfern vertritt, händigte unter lautstarkem Protest dem Gerichtsvollzieher zwei Zehn-Dollar-Scheine, einige Münzen und die Armbanduhr aus.
Keine Befugnis. Die Pfändung basiert auf einem Verfahren, das der Linzer Anwalt Albrecht Zauner gegen Fagan angestrengt hatte. Er warf seinem Kollegen vor, für Hinterbliebene in Österreich als Anwalt tätig geworden zu sein, obwohl er dazu keine Befugnis hat. Fagan nahm vor Gericht zu diesem Vorwurf aber nicht Stellung, und so erging im Oktober des Vorjahres ein Versäumnisurteil, das mittlerweile rechtskräftig wurde. Insgesamt hätte Fagan 4852 Euro zahlen müssen.
Zum Kaprun-Prozess selbst: Als neuer Brandsachverständiger wurde gestern der Tiroler Helmut Prader bestellt. Diese Entscheidung gab Richter Manfred Seiss bekannt, dann vertagte er den Prozess auf 10. März. Dem neuen Sachverständigen müsse für sein Gutachten genügend Zeit eingeräumt werden. Aus formalen Gründen wird Richter Seiss alle zwei Monate eine kurze Verhandlung einberufen, um die Fristen einzuhalten.
Die Neubestellung war notwendig geworden, weil Hauptgutachter Anton Muhr aus gesundheitlichen Gründen aus dem Verfahren ausscheiden musste. Auf Muhrs Gutachten stützt sich der Strafantrag, wonach ein defekter Heizlüfter die Katastrophe ausgelöst haben soll. Doch diese Theorie begann im Laufe des Prozesses immer mehr zu wackeln.
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Kurier
13.01.2003 12 : 01 Uhr
Salzburg - Der neue Gutachter im Kaprun-Prozess heißt Helmut Prader. Diese Entscheidung gab Richter Manfred Seiss. Prader ist Brandsachverständiger und hat bereits ein Gutachten für den Kaprun-Prozess erstellt. Er ist somit mit der Materie vertraut. Die Neubestellung war notwendig geworden, weil der Hauptgutachter Anton Muhr aus gesundheitlichen Grünen aus dem Verfahren ausgeschieden war.
Theorie
Auf Muhrs Gutachten stützt sich im Wesentlichen auch der Strafantrag der Staatsanwaltschaft, wonach ein defekter Heizlüfter am 11. November 2000 die Katastrophe verursacht haben soll, bei der 155 Menschen ums Leben gekommen sind. Gerade diese Theorie begann aber im Verlauf der Verhandlung und bei der Einvernahme zahlreicher Zeugen immer mehr zu wackeln.
Der Kaprun-Prozess wurde am Montag nach achtwöchiger Pause wieder fortgesetzt. Die lange Pause ist wegen der Suche nach dem Gutachter entstanden. Die Unterbrechung wird noch länger dauern, weil sich Prader noch weiter einarbeiten muss. Aus formalen Gründen wird Seiss alle zwei Monate eine kurze Verhandlung einberufen. Ansonsten müsste das gesamte Verfahren, das am 18. Juni 2002 begonnen hat, wieder ganz von vorne gestartet werden. Die Verhandlung wurde schon nach etwa 20 Minuten wieder unterbrochen.
Verhandlung vertagt
Richter Manfred Seiss verkündete nach dem Beschluss über die Neubestellung des Gutachters, dass das Verfahren auf 10. März 2003, 10.00 Uhr, wieder im Saal 400 des Salzburger Landesgerichts vertagt werde. Dem neuen Sachverständigen müsse nun genügend Zeit eingeräumt werden. Es bedürfe eines großen Zeitaufwandes für den neuen Gutachter, bis dieser eingearbeitet sei, betonte Seiss.
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Krone
Taschenpfändung bei Ed Fagan
Kurz und turbulent fiel die Fortsetzung des Kaprun-Prozesses am Montag aus. Richter Seiss stellte den neuen Sachverständigen vor und vertagte die Verhandlung danach auf den 30. März. Zuvor musste Staranwalt eine Taschenpfändung über sich ergehen lassen. |
Ein Gerichtsexekutor nahm Fagan sein ganzes Bargeld (20 Dollar, 20 Schweizer Franken, zehn Euro und ein paar Münzen) und seine Armbanduhr ab. Hintergrund: Ein oberösterreichischer Anwalt hatte gegen Fagan einen Prozess wegen Winkelschreiberei geführt. Da er die Kosten von 4852 Euro nicht eintreiben konnte, wurde der Exekutor auf den Amerikaner angesetzt. Der Staranwalt fügte sich der Pfändung nur unter Protest: "Sie haben keine Ahnung, wie dumm Sie sind!" |
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Neuer Gutachter |
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Die Neubestellung eines Gutachters kann zu weitreichenden Folgen führen, da der Prozess bisher auf dem Muhr-Gutachten basierte, wonach ein defekter Heizlüfter an der Katastrophe Schuld trägt. Insgesamt stehen 16 Personen unter Anklage. Die Verhandlung wurde nach der Präsentation des neuen Gutachters auf den 30. März vertagt. |