salzburg.orf.at
29.01.2001
"ÖBB verlässlichster Partner"
Insgesamt haben sich fünf Firmen um den Auftrag für die Bergung beworben. Die Bundesbahnen wären dabei der verlässlichste Partner und hätten deshalb den Zuschlag bekommen, begründet Landesgerichts-Präsident Grafinger die Entscheidung: "Hier hat man ein Unternehmen, dessen Größenordnung Gewähr bietet, dass man auch in einem Haftungsfall auf das Unternehmen zurückgreifen könnte."
Außerdem habe für die ÖBB gesprochen, dass sie viele technisch erfahrene Mitarbeiter bereitstellen können, ergänzt der Landesgerichts-Präsident: "Hier müssen nicht erst Fachkräfte von anderen Unternehmen beigezogen werden. Insbesondere beim Austausch der Schienen, die ja zum Teil schon gerissen sind, und dergleichen mehr."
Stollen wird elektronisch überwacht
Der Stollen der Kapruner Gletscherbahn bleibt bis zum Beginn der Bergung versiegelt. Wer den Tunnel betritt, löst bei der Gendarmerie Alarm aus. Der Tunnel wird auch rund um die Uhr von Vidokameras überwacht. So sollen alles Spuren, die für die Klärung der Unglücksursache notwendig sind, erhalten bleiben.
Termin für Bergung des Wracks steht fest
Exakt 79 Tage nach der Brandkatastrophe im Stollen der Gletscherbahn Kaprun kann am 29. Jänner mit der Bergung des Wracks begonnen werden.
Kosten: Sechs Millionen Schilling
Die Bergung der völlig ausgebrannten Bahn haben die ÖBB übernommen - 14 Spezialisten für Fahrwegbau, Brückenbau und Hebetechnik werden Ende Jänner mit der Bergung beginnen.
Nachdem bereits Projektpläne zur Bergung erstellt worden sind, arbeiten Spezialisten der ÖBB nun an der Zusammenstellung des nötigen Bergegerätes. Die beiden Wagons müssen mit hydraulischen Kränen, Winden und Hebelzügen aus dem 3,2 Kilometer langen Tunnel geborgen werden, ohne dass dabei Spuren vernichtet werden.
Nach Auskunft von Projektleiter Rudolf Hofer könnten die beiden 30 Meter langen Zugwaggons sowohl ins Tal als auch zur Bergstation gebracht werden. Die Bergearbeiten sollen etwa sechs Millionen Schilling kosten und innerhalb von drei Wochen abgeschlossen sein.
Kosten: Sieben Millionen Schilling
Wenn die verbrannte Garnitur geborgen ist, sollen die Schienen wieder verschweißt werden. Dann kann die zweite, weitgehend unversehrte Bahn ins Tal befördert werden. Der Vergleich der beiden Züge ist unbedingt notwendig, sagen die Sachverständigen.
Die Bergungsaktion wird nach der Schätzung der Bundesbahnen rund sieben Millionen Schilling kosten und Ende Jänner beginnen. Grafinger rechnet damit, dass sie Mitte bis Ende Februar abgeschlossen sein wird. Die Unfallursache könnte dann im März festgestellt werden.
Grafinger kritisiert Edlinger scharf
Die Aussagen von Volker Edlinger, dem Leiter des Kriminaltechnischen Zentrums in Wien, in Nachrichtenmagazin Profil sorgen weiterhin für Aufregung. Jetzt wirft der Salzburger Landesgerichtspräsident Walter Grafinger Edlinger einen Bruch der Amtsverschwiegenheit vor.
Ursache des Unglücks noch immer unklar
"Dass geborgen werden soll, ist unbestritten"
Für Volker Edlinger, Leiter des Kriminaltechnischen Zentrums, ist die Bergung des Wracks "eine Verschwendung von Steuergeld", berichtet das profil. Das aufwändige Unternehmen wird etwa 15 Millionen Schilling kosten.
Doch die Bergung sei notwendig, betont Lang: "Diese Sache wurde unter den Sachverständigen eingehend diskutiert. Man war sich darüber einig, dass wesentliche Untersuchungen, um wirklich alle Fragen beantworten zu können, nur dann möglich sind, wenn das Wrack auch aus dem Tunnel heraußen ist. Es hat Diskussionen darüber gegeben, in welchem Umfang und wie geborgen werden soll. Aber die Tatsache, dass geborgen werden soll, ist unbestritten."
Zwei Teams bergen gleichzeitig
Die Bergungsteams der Österreichischen Bundesbahnen bereiten sich unterdessen auf den Einsatz vor. Das Spezialgerät wird am Dienstag mit dem Hubschrauber zur Bergstation der Gletscherbahn geflogen, zwei Einsatzteams werden parallel arbeiten. Vom unteren Stolleneingang werden die Bergespezialisten die Asche aus dem Tunnel holen, oben werden die Spezialvorrichtungen für die Bergung installiert.
Die ausgebrannte Garnitur wird dann mit einem eigens angefertigten Bergewagen ins Tal gebracht. Vor allem diese Etappe müsse schnell gehen, sagt Landesgerichtspräsident Walter Grafinger: "Wir wollen, dass die defekte Gondel, die ja bisher immer unter Dach war, beim Abtransport über die freie Brücke in die Talstation nicht irgendwelchen Witterungseinflüssen ausgesetzt wird - sei es Regen, sei es Sturm, sei es Schneefall oder Vereisung."
Allerdings sucht das Landesgericht noch nach einer Halle, wo die beiden Wracks der Gletscherbahn dann untersucht werden können.
Asche wird in Säcken abtransportiert
So sollen wichtige Spuren erhalten bleiben. Denn die oberste Maxime der Bergungsteams ist: Größte Sorgfalt. Die Anwälte der Hinterbliebenen verfolgen die dreiwöchige Aktion nämlich mit größtem Interesse. In den USA haben ja bereits zwei Familien Klagen gegen die Gletscherbahn und die Herstellerfirmen der Gondeln eingeleitet.
Opferanwalt Ed Fagan hat deshalb auch die genaue Untersuchung der Asche im Tunnel gefordert. Diesem Wunsch werde entsprochen, sagt Landesgerichtspräsident Grafinger: "Es ist abgesprochen, dass vor dem Anheben der Garnitur der gesamte Brandschutt entfernt wird. Der wird nicht irgendwie entsorgt, sondern wird in Säcken gelagert, aus dem Tunnel gebracht und untersucht. Es können Spuren, die drinnen sind, nach menschlichem Ermessen nicht verlorengehen."
Kleine Zeitung
29. Jänner 2001
Heizstrahler im
Führerstand soll die Brandkatastrophe ausgelöst haben.
Am kommenden Dienstag sollen Spezialisten der ÖBB planmäßig nüt der Bergung des ausgebrannten Unglückszuges der Kapruner Gletscherbahn beginnen. Sechs bis sieben Millionen Schilling werden die Kosten für diese Aktion laut Walter Grafinger, Präsident des Landesgerichts Salzburg, betragen.
Über die Notwendigkeit der Bergung des "Gletscherdrachen" aus dem Tunnel ist inzwischen aber ein Streit unter den Experten entbrannt. Mitarbeiter der Kriminaltechnischen Zentralstelle des Innenministeriums (KZT) sollen in der Aktion eine "Fleißaufgabe" sehen, die für die Erhebung der Unglücksursache nicht mehr nötig sei. "Dass geborgen werden soll, ist unumstritten", entgegnet hingegen Franz Lang, Ermittlungsleiter der Gendarmerie. Bei einem Gespräch mit allen Sachverständigen im November seien alle dieser Meinung gewesen. Lediglich über die Art und den Umfang der Bergung habe es unterschiedliche Auffassungen gegeben, berichtet der Kriminalist.
Offenbar hat sich das KTZ in Wien schon auf eine Unglücksursache festgelegt. Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner heutigen Ausgabe berichtet, soll ein Heizstrahler das Inferno ausgelöst haben. Der Heizstrahler habe sich im hinteren, unbesetzten Führerstand des Unglückszuges befunden.
Franz Lang von der Gendarmerie-Kriminalabteilung will diese These nicht bestätigen: "Man kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht hundertprozentig sagen, was die Ursache für den Brand in der Gletscherbahn war." Man gehe nach der Ausschließungsmethode vor und könne erst dann die Ursache einwandfrei feststellen, wenn andere Möglichkeiten nicht mehr in Frage kommen, erläuterte Lang. Und derzeit würden neben der Elektrik im Führerstand auch die Radlager sowie die Bremsen weitere zentrale Punkte der Ermittlungen bilden.