salzburg.orf.at
5. Juli 2002
Alle 16 Beschuldigten haben ausgesagt
16 Mal auf "nicht schuldig" plädiert
16 Beschuldigte, 16 Mal "nicht schuldig", 16 mal keine Antwort auf die Fragen der Hinterbliebenen-Anwälte. Die ersten drei Wochen im Kaprun-Prozess sind nach einem immer wiederkehrenden Muster abgelaufen. Keiner der 16 sieht sich verantwortlich für den Brand mit 155 Toten, jeder der Beschuldigten sagt, er sei entweder nicht zuständig gewesen oder habe sich auf die Arbeit anderer verlassen.
Interesse lässt nach
Keine leichte Aufgabe für die Staatsanwältin, Fahrlässigkeit nachzuweisen. Keine leichte Aufgabe für den Richter, ein Urteil zu fällen.
Das Interesse der Medien an diesem Verfahren hat stark nachgelassen, ebenso wie das Interesse der Prozessbeobachter. Am Freitag sind erstmals gar keine Hinterbliebenen zur Verhandlung gekommen. Und auch die Plätze der Hinterbliebenen-Anwälte bleiben inzwischen großteils leer.
Auf deren Fragen geben die Beschuldigten ohnehin keine Antworten. Zuviele Emotionen würden ansonsten hochkommen, rechtfertigen sich die Beschuldigten und ihre Verteidiger.
Vor der Sommerpause
Reaktionen:
No oissa net den Gruber sondern den
nestroytscherl, vor 0min
Müller...werd ich fragen
SELTSAMES TUT SICH JINJIN
nestroytscherl, vor 3min
Feuerversicherung? Erneuert!? UND abkassiert? Nach dem 11.11.2000-WO es doch unisono geheißen hat: "An einen Brand wurde nie gedacht", "Ein Feuer war auszuschließen"...-daher auch dieses seltsame Loch im Berg...ohne jeglichen Brandschutz,ohne Notbeleuchtung,ohne Fluchtwege,ohne Rauchabsaugung,ohne Markierung,ohne Sprinkleranlage...ich wohne im 8.Stock,5 Kilometer von der Donau entfernt...soll ich eine Schadensversicherung gegen Donau-Hochwasserschäden abschließen? Hm....Ich werd den Gruber fragen.
NIE AN EINEN BRAND GEDACHT?
jinjin, vor 29min
Die Nummer eins ist er bei den Gletscherbahnen Kaprun, die Nummer eins ist er auch unter den 16 Beschuldigten auf der Anklagebank: Der technische Vorstandsdirektor Manfred Müller, 58. Der Vater zweier Kinder mit 4800 Euro Nettoeinkommen steht seit 1988 an der Spitze seiner Karriere, die durch die Katastrophe keineswegs unterbrochen wurde. An einen Brand hätte er also nie gedacht. Gibt es trotzdem eine Brandschutzversicherung - Müller: "Ja, die gibt es." - Auch für den Tunnel? - "Auch für den Tunnel." - Erst 1998 wurde diese Versicherung erhöht? - "Das stimmt." - Hat die Versicherung etwa wegen dieser Katastrophe bezahlt? - Müller wird sichtlich verlegen und sagt, "einen Teil, ja". Konkret wie viel? Er schweigt. Kleine Zeitung - http://druck.kleinezeitung.at/steiermark/drucken?whichone=1222399
durch schuldsprüche werden die toten nicht mehr lebendig unglück bleibt unglück
Bodensee 71
nd330i, vor 2h 26min
Was ist das für ein blabla? Im sinne von 'man kann jederzeit sterben'? tatsächlich kam nur ein kleiner teil der menscheit in frage bei den aufgelisteten ereignissen zu sterben. aber hauptsache irgendeinen furchtbar gscheiten ramsch labern.
Bin schon gespannt ob EF als Zeuge erscheint
schmolke, vor 8h 29min
Ich wette, dass er kneift! Wer wettet dagegen?
Ich wette dagegen Herr RA Dr. Schmolke...
cocacolabär, vor 8h 3min
wenn ich nicht irre? Ist ja eine mächtige Konkurrenz für alle RA's der Mr. Ed Fagan.
wenn keiner schuld ist
evara, vor 10h 8min
wie kam es dann zu diesem schrecklichen Unglück?
wenn DU
tollerei, vor 9h 43min
schuldig wärest (und es wüsstest), würdest DU dich vor gericht als schuldig deklarieren?
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Salzburger Nachrichten
Kaprun-Prozess: Befragung abgeschlossen
05. Juli 2002
Baumeister verließ sich bei Brandschutz auf Zulieferer und Prüftechniker.
SALZBURG (SN, APA). Die Befragung der 16 Beschuldigten im Kaprun-Prozess wurde am Freitag gegen Mittag abgeschlossen. Richter Manfred Seiss (im SN/Ratzer-Bild) zeigte sich mit dem Verlauf der bisherigen elf Verfahrenstage sehr zufrieden. Am Montag wird die Verhandlung mit Zeugeneinvernahmen fortgesetzt.
Auch jener Baumeister, der mit der örtlichen Bauaufsicht beim Umbau des Alpincenters betraut war, bekannte sich "nicht schuldig". Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat wirft dem Mann im Strafantrag fahrlässige Gemeingefährdung vor. Er soll für eine nicht ordnungsgemäße Ausführung einer Brandschutzschiebetür verantwortlich sein und trotz Mängeln eine Bauvollendungsanzeige ausgestellt haben.
Er habe sich bei der Ausführung und Kontrolle der Brandschutztür auf Fachfirmen und Prüfatteste verlassen, sagte der Baumeister. Vor dem Umbau habe es im Alpincenter eine normale Automatikschiebetür gegeben. Beim Umbau sei von den Behörden an dieser Stelle eine Brandschutztür vorgeschrieben worden. Mit der Lieferung sei die Firma ATS Automatik Tür-Systeme GmbH beauftragt worden, sagte der Beschuldigte. Aus brandschutztechnischer Sicht habe es seitens des Lieferanten keinerlei Bedenken gegen eine Änderung des Verriegelungsmechanismus gegeben.
Beim Brand in der Gletscherbahn Kaprun, bei dem am 11. November 2000 insgesamt 155 Menschen ums Leben kamen, fiel die Brandschutztür nach dem händischen Aufdrücken durch Flüchtende nicht mehr in die Stellung "geschlossen". Dadurch starben in der Bergstation der Bahn drei Menschen durch aufsteigende Rauchgase. "Für mich war nach dem Hausverstand klar, dass man eine Tür nach dem Öffnen wieder schließen muss", sagte der Beschuldigte.
Bei der Funktionskontrolle der Tür habe man festgestellt, dass die Rauchmelder noch nicht eingebaut waren. Diese seien daraufhin von der Lieferfirma der Tür an das bei den Umbauarbeiten beschäftigte Elektrounternehmen zum Einbau übergeben worden. "Wie sich nach dem Unfall herausgestellt hat, waren sie nicht montiert", sagte der Baumeister. Er sei der Meinung gewesen, dass die Montage erfolgte.
Der Beschuldigte stellte klar, dass er mit dem Betrieb der Bahn nichts zu tun gehabt habe. Die Bahn sei während der Umbauarbeiten im Alpincenter laufend in Betrieb gewesen. Auch für die Bauvollendungsanzeige sei er nicht zuständig. Diese sei Sache des Bauführers gewesen und nicht der örtlichen Bauaufsicht. Er habe lediglich das Formular ausgefüllt und dieses zur Unterzeichnung an den Bauführer geschickt.
"Nicht schuldig" bekannte sich auch jener Prüftechniker eines oberösterreichischen Zivilingenieurbüros, der die Brandschutztür abgenommen hatte. Er sei nur mit der sicherheitstechnischen Funktionsprüfung beauftragt gewesen.
Bei der Montage der Brandschutz-Schiebetüre im Bereich des Alpincenters am 8. September 2000 seien die Bestimmungen der Ö-Norm eingehalten worden, hatte der Verantwortliche der Firma "Automatik Tür Systeme" (ATS) in seiner Einvernahme Donnerstag am späten Nachmittag erklärt. Die "B-30" Türe hätte sich auch nicht mehrmals schließen müssen. "Die Selbstschließeinrichtung der Schiebetüre wurde auch mitgeprüft. Die Türe konnte händisch entriegelt und von der Innenseite aufgeschoben werden." Innerhalb der Ö-Norm gebe es keine Bestimmung, welche elektromagnetische Verriegelungen für Schiebetüren vorschreibe. Nach der Katastrophe sei auch keine Änderung der Brandschutztüre beantragt worden.