salzburg.orf.at
18. Juli 2002

Witti bittet Schröder um Hilfe
Der deutsche Rechtsanwalt Michael Witti, der nach dem Unglück von Kaprun nach eigenen Angaben rund 40 Familien deutscher Opfer und Überlebender vertritt, bittet nun in einem Schreiben den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) um Hilfe.

"Mangelnder Rechtsschutz"
In einem der APA vorliegenden Brief schreibt Witti, es gehe um "den aus Sicht der Mandanten mangelnden Rechtsschutz deutscher Staatsbürger in der Republik Österreich", schreibt Witti.

Der Anwalt beklagt eine "für die hinterbliebenen und überlebenden deutschen Staatsbürger äußerst unzufriedene Entwicklung". Seine Mandanten seien nicht mehr länger bereit, dies hinzunehmen und
"bitten deshalb eindringlichst um Ihre Hilfe".

Witti regt an, dass jemand aus dem Bundeskanzleramt die Protokolle der Hauptverhandlung lesen solle. "Sie werden dann über Zustände bei der Gletscherbahn Kaprun für sich selbst sprechende Fakten erfahren", heißt es in dem Schreiben. Es sei dann Schröder anheim gestellt, inwieweit "zum Schutz der deutschen Staatsbürger im hiesigen Verfahren Intervention geboten ist".

"Klammheimliche Bestattung"
In dem vier Seiten umfassenden Brief berichtet Witti von Leichenteilen der Verstorbenen, die "klammheimlich" in einem namenlosen Grab auf dem Friedhof der Stadt Salzburg bestattet worden seien. Anträge auf Exhumierung seien seitens des Landesgerichtes Salzburg "heruntergespielt" und abgelehnt worden. Witti beklagt außerdem, dass der Gerichtsakt keine Hinweise auf Erhebungen des amerikanischen Militärs enthält.

In dem Brief wird auch auf die elf Ordner, Videobänder und Fotografien der Kriminaltechnischen Zentralstelle, die am vergangenen Donnerstag überraschend aufgetaucht sind, verwiesen.

Witti stellt die Frage nach einem "Ermittlungsfehler" und führt an, dass das strafrechtliche und zivilrechtliche Verfahren um Monate zurückgeworfen werde.

Böhmdorfer ist empört
Deutliche Worte fand Justizminister Dieter Böhmdorfer (FPÖ) zum Versuch von Witti, den deutschen Bundeskanzler Schröder im Kaprun-Prozess einzuschalten.

Es sei "eine unglaubliche Unverfrorenheit, die österreichische Justiz, die international einen hervorragenden Ruf genießt, dermaßen zu diskreditieren", so der Ressortchef in einer Aussendung.

Reaktionen:

Die grösste BANANENREPUBLIK ...
nachgedacht, vor 1h 32min
... sind die USA selbst! Denn dort kommen nur kleine Fische vor Gericht, die Verbrechen der US-Industrie inkl. Geheimdienst- und Militärunterstützung in der ganzen Welt bleiben unbestraft und werden gar nicht erst angeklagt. Und wenn US-Militär Dreck am Stecken hat, erklärt man einfach, dass ein internationaler Gerichtshof für alle gilt, nicht aber die Soldaten der BANANENREPUBLIK USA (so geschehen erst kürzlich im ehemaligen Jugoslawien). Wer noch mehr wissen will: Blut für Öl - dieses Buch macht nur mehr wütend auf diese scheinheiligen Amis!

faustwatsche, vor 23min
Da kann ich nur zustimmen! Wäre zu hoffen, dass Stoiber mit dieser Ami-in-den-Arschkriecherei Schröders Schluss macht!

Kaprun-Opfer warnen vor Österreich-Reisen:
cocacolabär, vor 1h 42min
Reisende setzen ihr Leben aufs Spiel! München (rpo). Hinterbliebene der Bergbahn-Katastrophe von Kaprun haben die Bundesregierung aufgefordert, gegen Sicherheitsrisiken für Österreich-Touristen vorzugehen. Ihr Rechtsanwalt Michael Witti schrieb am Dienstag in einem offenen Brief an Bundesaußenminister Joschka Fischer, Reisende setzten in Bahnen und Tunnels ihr Leben aufs Spiel. In Österreich gebe es keinerlei Rechtsvorschrift für die Brandsicherheit von Seilbahnen. Deshalb sei es möglich, einen Heizstrahler vor Öldruckleitungen zu montieren, einen Zug aus leicht brennbarem Material zu bauen und weder im Zug noch im Tunnel Vorkehrungen für den Fall eines Feuers zu treffen. Witti bezweifelte die Sicherheit von Seilbahnen, Eisenbahnen und Straßentunnels. "Wir haben höchste Sorge, dass hunderttausende von deutschen Staatsbürgern ... ihr Leben aufs Spiel setzen, nur weil man dort keinerlei Sicherheitsvorschriften hat", schrieb er an Fischer. Der Gesetzgeber habe sogar minimalste Sicherheitsstandards bei der Massenbeförderung versäumt.

cocacolabär, vor 1h 41min
Die Hinterbliebenen appellierten an Fischer, in Österreich vorstellig werden, damit diese Risiken bekannt und behoben würden. Witti vertritt die Familien von 14 Opfern von Kaprun. Beim Brand in einem Zug der Standseilbahn waren am 11. November des Vorjahres 155 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen auch 37 Deutsche

BITTE, liebe Nachbarn ...
nachgedacht, vor 1h 36min
... wenn Ihr Euch fürchtet, fahrt bitte nicht DURCH Österreich durch, wenn Ihr auf Urlaub fährt. Ihr spart Euch Angst in unseren Tunnels und wir sparen uns Milliarden Euros ...

@nachgedacht
cocacolabär, vor 50min
Die lieben Nachbarn fahren nicht nur DURCH - sie bleiben auch und BRINGEN uns viele Mllionen (T)Euros. Das nennt man Massentourismus! Erinnerst Du Dich nicht mehr an die Piefke-Sage? Nachgedacht hast Du wahrlich nicht.

@cocacolabär
afoto, vor 0min
Ähm, Verzeihung. Die Piefke-Saga, das war ein Film. Und ein Film ist Gott sei Dank nicht mit der Realität zu verwechseln, auch wenn Sie hier eine solche Vermischung anstreben. Aber manche leben offensichtlich in Scheinwelten, sodass diese Differenzierung etwas schwerer fällt. Also noch einmal: DIE PIEFKE - SAGA WAR NUR EIN FILM

ginseng, vor 2h 23min
Schlechter Witz. Die österr. Justiz wird heruntergemacht, obwohl sie internat. ein sehr hohes Ansehen genießt, und die US-Justiz als Nonplusultra hingestellt. Obwohl diese tw. absolut lächerlich ist(Schadenersatz für Frau, die Katze in Mikrowelle "trocknete"...). Man sollte sich mal die Frage stellen, was hier die Bananenrepublik ist.

Es fällt auf:
malibuflyer, vor 2h 57min
Wieder wird von einem linken Österreich-Vernaderer ein internationaler Sozi um Intervention gebeten . Und die ebenso linke Süddeutsche Zeitung wird ein schönes Gschichterl draus machen - wetten?

notes, vor 3h 18min
Ich würd diesen Typen ausweisen. Frei Porto direkt zum Schröderle schicken.

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Salzburger Nachrichten

Schwere Vorwürfe gegen Gletscherbahnen-Chefs
18. Juli 2002

Aussagen einer Zeugin lösten Überraschung aus, Vorwurf der Lügen. Zeuge aus Deutschland berichtet.

SALZBURG (SN, APA). Schwere Vorwürfe gegen die Gletscherbahnen Kaprun AG erhob am Donnerstag die Frau eines langjährigen Bediensteten des Unternehmens als Überraschungszeugin im Prozess um das Seilbahnunglück am Kitzsteinhorn am 11. November 2000 bei ihrer Aussage im Salzburger Kolpinghaus. "Die Chefs lügen", wenn sie behaupteten, dass die Revisionen der Bahn immer ordnungsgemäß durchgeführt worden seien, sagte die Nebenerwerbsbäuerin aus Piesendorf.

Sie wisse von ihrem Mann, der bis zu seiner Pensionierung bis vor etwa einem Jahr bei den Gletscherbahnen 21 Jahre lang beschäftigt gewesen war, dass die Kontrollen nach dem Ausscheiden eines bestimmten Technikers um mehr die Hälfte verkürzt worden seien, erklärte die Zeugin, die vom Privatbeteiligtenvertreter Jürgen Hinterwirth nominiert worden war.

"Er (der ausgeschiedene Techniker, Anm.) war ihnen zu genau." Über seine Berge- und Katastrophenübungen "haben sie (die Chefs, Anm.) spöttisch gelacht". "Mit dem Alpincenter haben sie einen Tempel gebaut, der auf Kosten der Sicherheit gegangen ist", meinte die Zeugin. Nach seiner Zeugenaussage habe ihr Mann (er hatte keine Unregelmäßigkeiten angegeben, Anm.) ihr mitgeteilt, er sei sehr unter Druck gestanden und habe sich nicht getraut, die Wahrheit so zu sagen, wie er es vorgehabt habe.

Während also die von Privatbeteiligtenvertreter Hinterwirth beantragte Zeugin noch Aufregung auslöste, musste der Salzburger Anwalt selber in die Rolle eines Zeugen schlüpfen. Nach einem entsprechenden Antrag von Verteidiger Wilfried Haslauer sollte Hinterwirth dem Gericht Auskunft über ein Gespräch mit der Zeugin sowie deren Mann, einem ehemaligen Bediensteten der Kapruner Gletscherbahnen, geben. Er entschlug sich jedoch der Aussage.

Die Zeugin Steiner gab bei ihrer Befragung durch die Verteidiger weiters an, während eines zweiwöchigen Krankenhausaufenthaltes in Salzburg von der Medienberaterin der Privatbeteiligtenvertreter Ed Fagan, Michael Witti und Jürgen Hinterwirth kontaktiert worden zu sein. Weil sie zudem von ihrer Tochter erfahren habe, dass ihr Mann als Zeuge "nicht so ausgesagt hat, wie ich es mir gewünscht hätte", habe sie beschlossen, sich selbst als Zeugin zur Verfügung zu stellen. "Ich war schon sehr enttäuscht, dass er sich nicht getraut hat, aber er hat mir auch Leid getan", meinte Steiner. Und: "Ich kann ihn schon verstehen, wenn sich keiner traut, dann will er halt auch nicht der Verräter sein".

In Sachen Kaprun habe sie auch dem deutschen Fernsehsender WDR ein Interview gegeben. Dazu sei sie von Hinterwirth gebeten worden, "doch mal was zu sagen", erläuterte Steiner weiters. In einem am 18. Juni dieses Jahres ausgestrahltem Beitrag des WDR hatte eine anonyme Zeugin von nicht ordnungsgemäßen Revisionen bei der Stollenbahn berichtet. Die Gletscherbahnen haben deswegen eine Anzeige gegen Unbekannt eingebracht.

Die Befragung jenes Projekttechnikers der Firma Swoboda, der nach den Aussagen mehrerer Beschuldigter maßgeblich an der Auswahl und dem Einbau des Heizlüfters beteiligt gewesen ist, brachte keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Franz Holzinger gab an, die Heizlüfter beim Elektrofachhandel abgeholt zu haben. Ob sie verpackt gewesen seien und eine Gebrauchsanweisung dabei gewesen sei, daran konnte er sich jedoch nicht mehr erinnern.

Schwere Vorwürfe gegen die GBK erhob am Donnerstagnachmittag auch ein 52-jähriger deutscher Sportarzt, der Ende Oktober bis 4. November 2000 mit seinen Kindern in Kaprun auf Urlaub gewesen und fast täglich mit der Standseilbahn zum Alpincenter hinaufgefahren war: "Ich habe mich am Abend vor meiner Abreise beim Skischul-Leiter beschwert, dass ich mich in der Bahn unwohl gefühlt habe. Es werde noch ein schlimmes Unglück passieren", berichtete der Zeuge dem Gericht.

Der Arzt war auch im "Gletscherdrachen", als dieser "einmal im letzten Drittel der Strecke stehen blieb. Das war kein normaler Halt. Es kam für mich unvermittelt. Ich hatte ein mulmiges Gefühl. Das Dämmerlicht war wie in einer schlechten Diskothek. Wir haben auch keinerlei Hinweise seitens des Personals bekommen". Geräusche habe er keine wahrgenommen, auch keinen Brandgeruch. "Ich habe mich damals gefragt: Wie werden bei Gefahr 180 Personen aus diesem Loch gebracht. Ich habe auch keine Pfeile gesehen, wohin man flüchten könnte."

Dass keine Feuerlöscher in den Abteilen waren, habe ihn ebenfalls beunruhigt. Als Notarzt könne er überhaupt nicht verstehen, dass man auf eine Gesetzesvorschrift wartet, um so etwas zu installieren. Auch seine Frau war einen Tag später während eines Stillstandes in der Bahn, erklärte der Mediziner. Die Standseilbahn sei während der Talfahrt plötzlich für mindestens zwei, drei Minuten stehen geblieben. Schon bei der Anfahrt von der Bergstation sei sie schneller losgefahren und habe dann erst im allerletzten Moment abgebremst.

Seinen Angaben zu Folge konnte der Arzt während seines Aufenthaltes in Kaprun bei einem Sturm ein großes Gedränge im Alpincenter beobachten. "Viele wollten hinunterfahren. Ich habe mir erwartet, dass das Liftpersonal eine Ordnung hineinbringen wird. Sie haben aber nichts unternommen." Deshalb habe er sich auch gefragt, ob die Sicherheit der Passagiere oder der Profit im Vordergrund gestanden sei.

Er sei in der Woche vor der Katastrophe in Kaprun gewesen und habe in der Bahn "ein Geräusch wie ein Schleifen" gehört, sagte ein anderer deutscher Urlauber als Zeuge aus. Damals sei die Standseilbahn im Tunnel für rund fünf Minuten stehen geblieben. Brandgeruch habe er nicht bemerkt.

xxxxxxxxxxxxxxxxxxx

kurier

18.07.2002 15 : 18 Uhr
Kaprun-Prozess: Zeugin sorgte für Überraschung

Salzburg - Der 18. Prozesstag um die Causa Kaprun begann am Donnerstag mit einer Überraschung. Die Frau eines langjährigen Bediensteten der Gletscherbahnen Kaprun AG erhob schwere Vorwürfe. "Die Chefs lügen", wenn sie behaupteten, dass die Revisionen der Bahn immer ordnungsgemäß durchgeführt worden seien, so die Nebenerwerbsbäuerin aus Piesendorf. Sie wisse von ihrem Mann, der 21 Jahre lang bei den Gletscherbahnen Kaprun beschäftigt gewesen war, dass die Kontrollen nach dem Ausscheiden eines bestimmten Technikers um mehr als die Hälfte verkürzt worden seien.

Mann traute sich nicht auszusagen

"Er (der ausgeschiedene Techniker, Anm.) war ihnen zu genau." Über seine Berge- und Katastrophenübungen "haben sie (die Chefs, Anm.) spöttisch gelacht". "Mit dem Alpincenter haben sie einen Tempel gebaut, der auf Kosten der Sicherheit gegangen ist", so die Zeugin. Nach seiner Zeugenaussage habe ihr Mann ihr mitgeteilt, er sei sehr unter Druck gestanden und habe sich nicht getraut, die Wahrheit so zu sagen. "Ich kann ihn schon verstehen, wenn sich keiner traut, dann will er halt auch nicht der Verräter sein", so die Zeugin.

Hinterwirth machte keine Aussage

Während seine Zeugin noch für Aufregung sorgte, musste der Salzburger Privatbeteiligtenvertreter Jürgen Hinterwirth selbst in die Rolle eines Zeugen schlüpfen. Nach einem entsprechenden Antrag von Verteidiger Wilfried Haslauer sollte Hinterwirth dem Gericht Auskunft über ein Gespräch mit der Zeugin sowie deren Mann geben. Er entschlug sich jedoch der Aussage.

xxxxxxxxxxxxxxxxx

oberösterreich.com

Kaprun: Fagan und Witti angezeigt

Der Wiener Anwalt Manfred Ainedter wird namens der Gletscherbahnen Kaprun AG (GBK) bei der Staats- anwaltschaft Wien eine Strafanzeige...

...gegen den US-Anwalt Ed Fagan den deutschen Advokaten Michael Witti und unbekannte Mittäter einbringen. Der Tatbestand des Prozessbetrugs sei erfüllt. Die beiden Anwälte würden mit falschen Behauptungen versuchen, jenes amerikanische Gericht zu täuschen, das sich mit den zivilrechtlichen Ansprüchen von Hinterbliebenen der Seilbahnkatastrophe vom 11. September 2000 befassen soll, so Ainedter am Donnerstag.

"Dem unglaublichen Treiben des Selbstdarstellers Fagan und seines Handlangers Witti muss endlich ein Ende gesetzt werden! Bei aller Tragik der Katastrophe von Kaprun kann es nicht angehen, dass die beiden ’Krokodilanwälte’ nun schon versuchen, Kapital aus menschlichem Leid zu schlagen und dabei nicht davor zurückschrecken, das gesamte österreichische Justizsystem zu besudeln", formulierte Ainedter.

Im Wesentlichen geht es um Wittis Eidesstattliche Erklärung, die bereits Gegenstand einer disziplinarrechtlichen Untersuchung ist, die Fagan inzwischen einem New Yorker Bezirksgericht vorgelegt hat, sowie um einen Schriftsatz Fagans. Auf fast 15 Seiten hat Witti 42 Punkte aufgelistet, "die nachweislich falsch sind", sagte Ainedter.

Ainedter glaubt, auch Fagans Strategie durchschaut zu haben. "Er will mit seiner Darstellung die Zuständigkeit des amerikanischen Gerichts begründen". Da dort die Schadenersatz-Sätze weit höher wären als in Österreich, würde der auf Honararbasis arbeitende US-Anwalt natürlich auch persönlich davon profitieren. Indem er dies mit falschen Urkunden zu betreiben versuche, erfülle er den Tatbestand des Prozessbetrugs, schloss Ainedter.

zurück