Salzburger
Nachrichten
24. 7. 2004
Gedenkstätte Kaprun nimmt Form an
Einweihung am 4. Jahrestag des Seilbahnunbahnglücks
auf dem Kitzsteinhorn.
KAPRUN (SN,
APA). Das Projekt der Gedenkstätte für die 155 Menschen, die am 11. November
2000 beim Seilbahnunglück auf das Kitzteinhorn ums
Leben gekommen waren, wurde am Donnerstag in Kaprun präsentiert. Sie soll kein
Architekturdenkmal oder Mahnmal werden, sondern ein Ort der Ruhe und
Besinnlichkeit. Der Grundstein für das Gebäude soll am bevorstehenden dritten
Jahrestag der Katastrophe gelegt werden - ein Jahr danach soll es eingeweiht
werden, hieß es es bei der Projektvorstellung der
Gedenkstätte.
Kapruns
Bürgermeister Norbert Karlsböck wies auf die intensive
Einbindung der Angehörigen bei der Ideensuche hin. Die Mutter eines Opfers,
Ursula Geiger aus Bayern, sagte, "wir wollten uns beteiligen, denn es
betrifft ja uns". Insgesamt hätten rund 400 Angehörigen aus acht Nationen
an diesem Prozess teilgenommen, mehr als 86 Prozent davon gaben auch ihre
Stimme ab, schilderte Gabriela Walsch, die die Arbeit
der Gruppe koordinierte.
Die
Gedenkstätte Kaprun mit Kosten von insgesamt rund 365.000 Euro (inklusive
Ideensuche) wird zu je einem Drittel von der Republik Österreich, dem Land
Salzburg und der Gemeinde Kaprun finanziert. Errichtet werden soll sie auf
einem Grundstück schräg gegenüber der Talstation der Unglücksbahn.
Das
Siegerprojekt des Architekten Anton Michael aus Rimsting (D) sei bewusst
schlicht gehalten, erläuterte der Architekt. Es besteht aus einem lang
gezogenen Quader aus Sichtbeton. An den beiden Längsseiten befinden sich 155
Glaslamellen, jede von ihnen soll einen kleinen Ruheraum für einen Toten
darstellen. Die Gläser werden - angeregt vom fernöstlichen Feng-Shui
- jeweils in deren Farbe gestaltet, die dem Geburtsjahr des Opfers zugeordnet
wird. "Ich wollte es mir nicht anmaßen, einfach Farben zuzuteilen",
sagt Michael. Der Raum solle an einen Kreuzgang erinnern, er habe die Qualität
eines Kirchenraumes, aber konfessionslos, erläuterte der Planer.
Vor dem Eingang
zum Gedenkraum, der 26 mal 4,5 Meter Grundfläche hat, wird ebenfalls auf Wunsch
der Angehörigen ein Baum gepflanzt. Wenn es klimatisch möglich ist, soll es auf
Anregung mehrerer Japaner ein Kirschbaum sein, der in diesem Land als Symbol
des Lebens gilt.