salzburg.orf.at
13. Juni 2002

Anwalt befürchtet Tumulte
Wenige Tage vor Beginn um die Seilbahnkatastrophe von Kaprun rechnet der Münchner Anwalt Michael Witti mit Tumulten von Angehörigen. Witti vertritt gemeinsam mit dem US-Anwalt Ed Fagan Angehörige von Opfern aus Deutschland, den USA und den Niederlanden.

Schlechtes Bild?
Seine Mandanten würden auf jeden Fall in den - angeblich zu kleinen - Verhandlungssaal gehen, sagte Witti.

"Wir werden versuchen, in den Saal reinzugehen und dann könnte es sein, dass österreichische Sicherheitskräfte den Angehörigen den Zutritt verwehren. Man kann sich vorstellen, was das für ein Bild macht", wir der Anwalt in der Donnerstagausgabe der "Salzburger Nachrichten" zitiert.

Zwei weitere Räume für Angehörige
Der Prozess wird im großen Saal des Salzburger Kolpinghauses stattfinden, dieser fasst 360 Personnen. Ein Großteil der Plätze wird für Gerichtspersonal, die Beschuldigten und deren Verteidiger sowie für Rechtsanwälte von Privatbeteiligten gebraucht. Für die Angehörigen wurden zwei Nebenräume mit je 100 Plätzen reserviert, in denen die Verhandlung über eine Videowand übertragen wird.

 


"Wenn der Saal voll ist, ist er voll"
Nach der Ankündigung des Anwalts will Richter Manfred Seiss nun mehr Platz für Angehörige im Saal schaffen, auf Kosten der allgemeinen Zuschauerplätze.

Er werde sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sagte der Richter - wenn der Saal voll wäre, wäre er eben voll. Außerdem könne man die Verhandlung über die Videowände ohnehin besser verfolgen.

 

Laut Strafprozessordnung kann sich jeder Geschädigte als Privatbeteiligter dem Verfahren anschließen. Bisher hätten das rund 300 Angehörige von Opfern getan, erklärt Richter Manfred Seiss.

Jeder Privatbeteiligte habe das Recht, beim Prozess Fragen zu stellen. "Wenn das jemand tun will, der in einem der Nebenräume sitzt, kann er das auch tun, er muss nur über den Gang in den Verhandlungssaal gehen", sagt Seiss.

 

Reaktionen:

Dieser aalglatte "Anwalt" wird schon wissen wovon wer spricht
iuvavum, vor 0min
schließlich ....... Aber nein doch, oder ist das nicht gut für die anwaltliche Show? Wir sollten uns diesen eigenartigen Herrn, so am 23. Verhandlungstag mal anschauen, wie dann sein "Engagement" aussieht. Wenn kein Medienvertreter an der Sache mehr Interesse hat und die Chance eines öffentliches Affentheaters für den Herrn null ist. Ob er dann auch noch .... oder doch lieber in der Münchner Schickeria, wenn es dann, im Winter, dort wieder schneit. Ihr wisst schon..

 

Wie sollten die Angehörigen ohne solche Anwälte in Österreich zu einer Entschädigung kommen? In Österreich zählt doch ein Menschenleben nichts!!
1jet, vor 3h 0min

 

fuzzy34, vor 6h 5min
Wenn es denn einen "Tumult" geben sollte, dann wurde dieser sicherlich von den sogenannten "Vertretern des Rechts" inszeniert. Diese sind nämlich die einzigen, die sich hier in den Mittelpunkt stellen wollen. Dass sich solche Leute noch Rechtsanwalt nennen dürfen ist mir schleierhaft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Großteil der bedauernswerten Angehörigen der Kaprun-Opfer eine solche Vorgangsweise Gut heißen. Leider wird dieser Prozess zu einer Medieninszenierung diverser Anwälte verkommen.

 

dieser prozess
phoney, vor 6h 28min
endet nicht am dienstag, sondern beginnt an diesem tag. das verfahren wird sehr lange dauern. niemand muss also mit gewalt am ersten tag in den saal hineindrängeln. und wenn diese aalglatten herren anwälte keine tumulte inszenieren, wird es auch keine geben.

 

Wird der Her Wiit draußenbleiben...
derstefan73, vor 6h 35min
... zumindest hat er meines Wissens keine Zulassung in Österreich und darf somit vor einem österreichischen Gericht niemanden vertreten....

wenn ihr zu den angehörigen
raim, vor 7h 21min
gehören würdet, dann würdet ihr anders denken. in dem prozess soll aufgeklärt ob jemand durch grobe fahrlässigkeit oder sparmassnahmen schuld hat, an dem unglück. und das kann schon sehr wichtig sein, für angehörige. diese "amerikanischen sitten" werden von rechtsexperten weltweit bewundert, weil es dort einzigartig ist, wie sich in diesem system auch "kleine leute" gegen grosse firmen und konzerne wehren können. dass der anwalt dabei auch verdient, stimmt natürlich. aber ich vergönns ihnen. hier wird das recht "kleiner leute" gegenüber grossen gesichtslosen firmen verteidigt.

 

Schon klar
addams, vor 6h 57min
Natürlich soll alles möglichst bald und akribisch genau aufgeklärt werden. Es liegt im Interesse aller, einen Schuldigen zu finden. Aber was hat das alles mit Fagan zu tun? Außerdem ist das amerikanische Rechtssystem in meinen (bescheidenen) Augen als eher lächerlich einzustufen- da braucht man sich nur beim McDonald's die Lippen beim Kaffee trinken zu verbrennen und dann 10Mio $ Schmerzensgeld fordern.Und siehe da- Prozeß gewonnen... soviel dazu

 

tja
raim, vor 6h 37min
fagan brauchts da offenbar, weil heimische anwälte das ganze noch nit erkannt haben, und va. typ. österreichisch das risiko scheuen und lieber für die konzernseite arbeiten (wo man sicher sein geld kriegt und nciht nur im falle eines prozess gewinns!). und: das McDonald's beispiel sind halt auswüchse,einzelfälle wo das ganze solche dimensionen annimmt. sowas gibts immer. aber prinzipiell habe ich acuh nix dagegen, wenn so unpersönliche riesen fastfood läden mal zahlen müssen. im kaffehaus sagt halt der kellner "vorsicht, is noch heiss".

 

Richtig
onlinede, vor 6h 6min
Es kann nicht sein das die Hinterbliebenen mit Ihren Schicksal leben müßen, und die Gletscherbahn- Aktionäre das große Geld absahnen.

 

was der
gspusi, vor 8h 41min
anwalt jetzt schon alles weiß, was dann passieren wird. plant der das für seine klienten? wo und wer hat jemals gesagt, daß die angehörigen nicht rein dürfen? diese sache wird von fagan und seinen partner ganz mies ins licht gesetzt und damit wird auch mies in den medien berichtet werden-und das ist eine sauerei

 

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Salzburger Nachrichten
13. Juni 2002

Kaprun-Prozess vor Turbulenzen

SALZBURG (SN). Die nur beschränkte Zuhörerzahl im Saal des Salzburger Kolpinghauses, in dem ab nächsten Dienstag der Prozess um die Katastrophe von Kaprun stattfindet, könnte gleich zu Beginn zu Turbulenzen führen: dann nämlich, wenn Sicherheitskräfte Angehörigen der Opfer den Zutritt in den Saal verwehren. Das erklärte am Mittwoch der Münchner Anwalt Michael Witti, der 40 Angehörige betreut, den SN. Seine Mandanten seien "energisch" und wollten nicht in dem für die Angehörigen vorgesehenen zweiten Saal mit Video-Übertragung Platz nehmen.

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News

Der Kaprun-Prozess:

Zahlen & Fakten zur Verhandlung Akt hat 23.000 Seiten, Verfahrenskosten: mind. zwei Mio. € 16 Angeklagte. 16 Verteidiger. 46 Anwälte f. 300 Privatbeteiligte 155 Tote klagen an! Es geht um das verheerendste Flammeninferno in der Zweiten Republik. Der Fall Kaprun zählt zu den umfangreichsten Verfahren seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Akt: 23.000 Seiten. Verfahrenskosten: mindestens zwei Mio. €. 16 Angeklagte, verteidigt von 16 Anwälten. 46 weitere Rechtsanwälte, die Privatbeteiligte vertreten.

Einzelrichter Manfred Seiss will noch vor Jahresende die Urteile sprechen.

16 Beschuldigte
16 Verteidiger
46 Privatbeteiligtenvertreter
Rund 300 Privatbeteiligte
6 Gutachter
Der Akt: 16 Bände mit ca. 23.000 Seiten
Strafantrag: 120 Seiten
Prozessdauer: vorerst sind 34 Verhandlungstage fixiert
Prozesskosten: mindestens 2 Mio. Euro
20 Bewacher: Insgesamt 20 Polizisten werden in (auch bei den Sicherheitskontrollen vor dem Eingang des Verhandlungssaales) und vor dem Kolpinghaus für Ordnung sorgen.
Nur 70 freie Plätze im Verhandlungssaal: Der große Saal des Kolpinghauses hat rund 360 Plätze. Fix vergeben sind Plätze an den Richter, die Schreibkräfte, die Staatsanwältin plus Richteramtsanwärter, das technische Personal, fünf Sachverständige, die 16 Beschuldigten, und die 15 Verteidiger (ein Anwalt vertritt zwei Angeklagte). Plus an 46 avisierte Anwälte, die Privatbeteiligte vertreten. Die Galerie ist für Journalisten reserviert. Das heißt: Es bleiben nur 70 freie Plätze übrig! Als "Notlösung" wurden deshalb zwei Nebenräume mit je 100 Plätzen eingerichtet, in denen die Verhandlung auf einer Videowand übertragen wird.
Parkplätze: Insgesamt stehen direkt vor dem Kolpinghaus 100 Parkplätze zur Verfügung.

 

Kaprun-Prozess: 300 Private am Verfahren beteiligt!

Richter Seiss: "Von der Tante bis zu weiß Gott was..." 16 Angeklagte müssen sich wegen des Vergehens der "fahrlässigen Herbeiführung einer Feuersbrunst" bzw. wegen des Vergehens der "fahrlässigen Gemeingefährdung" verantworten. Rund 300 Angehörige von Opfern haben sich mittlerweile als Private dem Strafprozess angeschlossen!

Die Anmeldung als Privatbeteiligter ist laut Juristen völlig unkompliziert. Laut Strafprozessordnung sei jeder, der das möchte, zuzulassen. Ohne dass die Angaben genau geprüft werden, so der Kaprun-Richter.

Bisher hätten sich rund 300 Angehörige von Opfern dem Verfahren angeschlossen. Wobei das Verwandtschaft-Verhältnis zum Teil ein sehr weit entferntes zu den Opfer sei, so Seiss. "Das geht von der Tante bis zu weiß Gott was." Der Münchner Anwalt Michael Witti vertrete die Meinung, wenn nicht alle im Saal sein dürfen, sei das Verfahren nichtig.

Jeder Privatbeteiligte darf Fragen stellen
Sie alle haben das Recht, beim Prozess Fragen zu stellen. "Wenn das jemand tun will, der in einem der beiden Nebenräume sitzt, dann kann er das auch. Er muss nur über den Gang in den Verhandlungssaal gehen", so der Kaprun-Richter.

Das sind die 16 Angeklagten
16 Angeklagte und ebenso viele Verteidiger werden im Gerichtssaal anwesend sein. Darüber hinaus haben sich 46 Anwälte angesagt, die Privatbeteiligte vertreten.

Auf der Anklagebank müssen Platz nehmen:

+ drei Mitarbeiter der Gletscherbahnen Kaprun. Unter ihnen der technische Direktor und der verantwortliche Betriebsleiter,

+ zwei Mitarbeiter der Firma Swoboda, die für den Wagenaufbau der Gletscherbahn verantwortlich waren,

+ drei Mitarbeiter der Firma Mannesmann-Rexroth, die eine Hydraulikleitung an der Rückwand eines Heizstrahlers verlegt haben,

+ drei Beamte aus dem Verkehrsministerium, welche die eisenbahnrechtliche Bewilligung erteilt beziehungsweise Gutachten für die Bewilligung erstellt haben,

+ zwei Inspektoren des Technischen Überprüfungsvereins (TÜV) Österreich,

+ drei Personen, die für Mängel an der Brandschutztür im Alpincenter verantwortlich gemacht werden.

 

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