salzburg.orf.at
9.3.2001
Oberirdische Seilbahn geplant: Tunnel wird für Passagiere nicht mehr benützt
Bis Winter 2001/02 wird es eine zweite Aufstiegshilfe auf das Kitzsteinhorn geben. Die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten für eine oberirdische Seilbahn über den Langwiedboden zum Alpincenter werden nun eingeleitet.
Tunnel kommt nicht in die Planung
Zu diesem Beschluß kam heute der Aufsichtsrat der Gletscherbahnen Kaprun. Der durch das Unglück beeinträchtigte Tunnel wird in die Planung nicht einbezogen, sagten heute die beiden Vorstandsmitglieder Peter Präauer und Manfred Müller.
DIE NEUEN PLÄNE OBERIRDISCH
Durch den Tunnel, in dem bei der Brandkatastrophe im November des Vorjahres 155 Menschen gestorben sind, soll keine Bahn mehr geführt werden, mit der Personen transportiert werden. Lediglich eine Materialseilbahn ist hier für den Aufsichtsrat der Gletscherbahnen in Zukunft noch vorstellbar.
Als Ersatz für die Unglücksbahn im Tunnel ist eine oberirdische Seilbahn ähnlich jener auf dem Hintertuxer Gletscher geplant. In den Kabinen werden jeweils 24 Skifahrer Platz haben, damit soll die ursprüngliche Kapazität von 10.000 Skifahrern auf dem Kitzsteinhorn pro Tag wieder erreicht werden.
Unklar ist noch, ob die Gletscherbahnen AG oder eine neue Gesellschaft den Bau und die Finanzierung der neuen Seilbahn übernehmen werden und wer mögliche Partner dafür sein könnten. Die erste Sektion der Bahn soll jedenfalls bis zur kommenden Wintersaison fertig sein.
Staatsanwaltschaft prüft
Der Münchener Anwalt Michael Witti, Kompagnon von Ed Fagan, will deshalb jetzt Grafinger wegen Entziehung von Leichenteilen anzeigen. Die Salzburger Staatsanwaltschaft prüft jetzt die Vorwürfe.
Bayern trainieren nicht in Kaprun
Der Bayerische Skiverband will nicht in Kaprun trainieren, bis die Unglücksursache völlig geklärt ist. Auch die Bayern kritisieren das Landesgericht, das nur spärlich Informationen weitergibt.
Grafinger wehrt sich
Walter Grafinger wehrt sich gegen diese Vorwürfe: "Ich habe auch erst im Nachheinein davon erfahren. Ich halte diese Vorgangsweise in der furchtbaren Situation aber nach wie vor für die pietätvollste. Was würde ein Angehöriger sagen, wenn wir nach einigen Monate schreiben würden: Bitte holen Sie den kleinen Finger ihrer Tochter?"
Grafinger wundert sich auch etwas über die Reaktionen der Angehörigen: "Ich verstehe das Entsetzen so nicht. Ich würde es dann verstehen, wenn sich herausstellen würde, dass einfach Brandschutt entsorgt wurde, ohne dass man nachgeschaut hat, ob hier noch Körperteile drinnen sind. Aber ich verstehe das Entsetzen nicht, wenn man bedenkt, dass man sich die Mühe gemacht hat, alles auszusondern und in einem Grab zur letzten Ruhe zu legen."
Klage ein "Unsinn"
Eine Klage wegen Entziehung von Leichenteilen hält Grafinger für "Unsinn".
Angehörige über Gletscherbahnen empört
Die Angehörigen der Opfer sind auch über die Kapruner Gletscherbahnen empört. Sie hat in einem Fragebogen längst bekannte Details noch einmal gefragt.
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Salzburger Nachrichten
9. März 2001
Letzte Talfahrt
des verrußten Gletscherdrachen in Kaprun am Donnerstag. Die unversehrte Garnitur dient den Sachverständigen bei Untersuchungen in Linz als Vergleichsstück. Beim Brand des Gegenzuges waren im November 2000 155 Menschen erstickt.Heute, Freitag, soll entschieden werden, ob eine neue Bahn auf das Kitzsteinhorn gebaut wird.
Der rußgeschwärzte Gletscherdrache fuhr Donnerstag gegen 14 Uhr aus dem Unglücksstollen von Kaprun. Am Abend sollte die Garnitur, in zwei Teile geteilt, nach Linz zur Untersuchung transportiert werden. Für die Talfahrt war von den ÖBB-Technikern ein Hilfswagen als Gegengewicht auf die Geleise gesetzt worden. Mit dem Hilfszug wurden seit Mittwoch Brandschutt und Bergungsgerät ins Tal transportiert. Zuletzt mussten etwa fünf Tonnen Betonteile, die in der Mitteistation gelagert waren, zugeladen werden, um den "Drachen" ins Tal zu holen. Die intakte Garnitur dient den Sachverständigen als Vergleichsstück. Bei der Brandkatastrophe waren am 11. November 2000 155 Menschen erstickt.