Salzburger Nachrichten
20. März 2001

FAGAN ÜBT KAPRUN-KRITIK

US-Anwalt spricht von Geheimverfahren und will Klagen in New York durchsetzen. Am Freitag ist erstmals das Wrack öffentlich zu besichtigen.

 

LINZ, KAPRUN. Heftige Kritik an den Untersuchungen im Zusammenhang mit der Brandkatastrophe von Kaprun, bei der 155 Menschen starben, übte am Montag US-Anwalt Ed Fagan in Linz. Die Ermittlung der Unglücksursache erfolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit und mit Scheuklappen.

Während einerseits die Angehörigen Geld für kaputte Snowboards und Kleidung bekämen, werde der Wert des Lebens von jungen Menschen im österreichischen Gesetz nicht geregelt, so Fagan. Das Schadenersatzrecht müsse geändert werden. Fagan will daher mögliche Ansprüche von 16 Opfern, die er rechtlich vertritt, vor einem US-Gericht durchsetzen.

Die Gletscherbahnen Kaprun, die Verbundgesellschaft, WaagnerBiro, Swoboda, Leitner GmbH und vielleicht auch die Republik Österreich sollen zur Verantwortung gezogen werden. "Wenn etwas verborgen wird, müssen sie nur vor der Wahrheit Angst haben, nicht vor uns', sagte Fagan. Er bezeichnete es als großen Sieg, dass eine New Yorker Distriktsrichterin seinen Beweissicherungsanträgen am vergangenen Freitag stattgegeben habe. Die Zuständigkeit dieser Richterin sei damit gesichert.

Diese Behauptung sei näher zu hinterfragen, meint man bei der Generali-Versicherung, die drei der genannten Unternehmen haftpflichtmäßig vertritt. Die betroffenen Firmen reagieren ebenfalls gelassen. Der Tenor.- Es gibt keine Klagen.' Man könne nicht auf etwas reagieren, ohne ein entsprechendes Papier in Händen zu halten. Es stehe Fagan frei zu klagen, zunächst müsse aber erst das US-Gericht sein Begehren annehmen.

Fagan will am Freitag mit Journalisten erstmals das Wrack aus dem Unglückstunnel am Kitzsteinhorn besichtigen, das derzeit in einer Halle auf dem Linzer VOEST-Gelände von Experten wird. Dort will der US-Anwalt auch die Unglücksursache der Öffentlichkeit präsentieren, die seiner Meinung nach längst bekannt ist. Ein Endergebnis sei erst "in ein paar Wochen" zu erwarten hingegen am Montag von Seiten des Landesgerichtes Salzburg zuständige Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat erklärte, die Untersuchungen seien weiter im Gang und die Gutachter könnten in Zwischenbericht höchstens sagen, was sie bisher unternommen hätten. Jeder der Experten erstellte sein Ergebnis, doch alle würden in einen Endbericht einfließen, von dem man noch nicht sagen könne, wann er vorliegen wird. "Wir ermitteln jedenfalls weiterhin gegen unbekannte Täter", so die Staatsanwältin.

Fagan zufolge werde die Unglücksursache bewusst von der Öffentlichkeit geheim gehalten. Daher seien nur österreichische Gutachter und keine deutschen in dem Team. Auch dieser Behauptung widersprechen die Behörden: Zwei Sachverständige seien aus Deutschland zugezogen worden.

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