Salzburg.orf.at
21. März 2002
Richter im Prozess ist Manfred Seiss
Für den Prozess um das Unglück in Kaprun wurde nun Manfred Seiss als Richter vom Salzburger Landesgericht bestellt.
Der 20.000 Seiten umfassende Akt über die Tragödie vom Kitzsteinhorn sei heute zugeteilt worden, bestätigt der Präsident des Landesgerichts, Walter Grafinger.
Walter Grafinger, Landesgericht
"Der Kollege Seiss ist seit rund 20 Jahren bei uns am Landesgericht fast durchgehend in Strafsachen tätig. Er ist 48 Jahre alt und er ist immer in der Strafrechtsbranche gewesen. Jeder wird von so einem Fall etwas überrascht sein aber er hat mir zugesichert, dass er sich bemühen wird, die Sache bestmöglich zu erledigen", sagt Walter Grafinger.
Angehörige von Opfern fordern Vorauszahlung
58 Angehörige von Opfern der Katastrofe fordern 1,3 Millionen Euro als Vorauszahlung von fünf Firmen und der Republik Österreich.
Forderung richtet sich ans Verkehrsministerium
Die Angehörigen werden von dem Wiener Anwalt Gabriel Lansky vertreten. Die Forderung an die Republik richtet sich vor allem an das Verkehrsministerium. Anstatt die Verfahren zu verschleppen, solle sich die Republik Österreich auf die Seite der betroffenen Opfer schlagen, fordert der Anwalt.
Ort der Verhandlung noch nicht festgelegt
Im Salzburger Landesgericht gibt es auf jeden Fall keinen geeigneten Saal für einen Prozess in dieser Größenordnung. Angesichts der vielen Angeklagten, Anwälte, Gutachter und dem zu erwartenden Medieninteresse muss ein entsprechender Saal noch gefunden werden. Zur Diskussion steht beispielweise das Bildungshaus St. Virgil in Aigen.
Weiter fraglich ist auch der Verhandlungstermin, möglicherweise findet der Prozess erst in der zweiten Jahreshälfte statt. Kaprun-Richter Seiss selbst wollte sich noch nicht dazu äußern.
Reaktionen:
Selber Schuld, hätten ja nicht rauffahren müssen.
und du
Habe dabei...
sigma09, vor 0min
meine besten Freunde veloren, fast alle meine Arbeitskollegen und wäre selber fast betroffen gewesen. Danke für Dein aufmunterndes Statement!
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Salzburger Nachrichten
21. März 2002
Richter Seiss leitet Kitzsteinhorn-Prozess
Strafakt umfasst 20.000 Seiten. Verhandlungsort und Prozessbeginn stehen weiterhin nicht fest.
SALZBURG (SN, APA). Seit Donnerstag ist die Frage geklärt, wer den Prozess über die Tragödie in Kaprun, bei der 155 Menschen am 11. November 2000 den Tod fanden, leiten wird. Dem Salzburger Strafrichter Manfred Seiss wurde gegen 10.00 Uhr der rund 20.000 Seiten umfassende Strafakt zugeteilt.
Mit den Worten "Ich werde mich bemühen" kommentierte der 48-jährige Salzburger Richter seine neue, schwerwiegende Aufgabe gegenüber Landesgerichtspräsidenten Walter Grafinger.
Seiss wurde nach einem zufälligen Rotationssystem ausgewählt. Um die insgesamt 40 Aktenbände eingehend studieren zu können, werde der Richter ab April freigestellt, erklärte Grafinger. "Er wird mindestens ein Monat lang Zeit zum Einlesen benötigen", betonte der Landesgerichtspräsident. "Seiss kann nach seinem Ermessen entscheidet, wann er mit dem Prozess beginnen will". Erst dann könne ein geeigneter Verhandlungssaal bestimmt und der Beginn des Prozesses festgesetzt werden, sagte Grafinger. Im Gespräch ist auch ein Saal im Bildungshaus St. Virgil in Aigen.
Seit Tagen wurde die Zuteilung des Richters mit Spannung erwartet. In der vergangenen Woche hatte die Ratskammer des Salzburger Landesgerichtes über die letzte, noch offene Beschwerde entschieden. Damit war das Vorverfahren abgeschlossen.