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19. Mai 2001

Kaprun kämpft mit Folgen des Brandes
Mehr als ein halbes Jahr nach der Brandkatastrophe im Stollen der Gletscherbahn kämpft Kaprun noch immer mit den Folgen.

Angehörige von Justiz schlecht behandelt
Kaprun kämpft noch damit, mit den Nachwirkungen der Brandkatastrophe vom 11. November vergangenen Jahres leben zu müssen. In der Vorwoche haben Angehörige zum Gedenken an die Opfer 155 Holzkreuze an der Straße zum Kitzsteinhorn aufgestellt. Verständlich - fühlen sie sich doch in ihrem Schmerz alleingelassen und von offiziellen Stellen schlecht behandelt.

Es ist beispielsweise absolut unverständlich, dass die Justiz bisher keinen Weg gefunden hat, den Angehörigen die Besichtigung des ausgebrannten Wracks in der Linzer Werkshalle zu ermöglichen. Das ist wenig sensibler Umgang mit trauernden Menschen.


Katastrophe kein Kainsmal für ewige Zeiten
Diese Woche nun hat ein Angehöriger eines Opfers aus Kaprun diese Holzkreuze mit seinem Auto niedergefahren, weil er auf dem Weg zur Arbeit den Anblick nicht mehr ertragen hat. Auch das ist verständlich, denn die Bevölkerung hat ebenso ein Anrecht auf sensiblen Umgang mit ihren Gefühlen, noch dazu, wenn auch aus dem Ort viele Opfer zu beklagen sind. Die Stollenbahnkatastrophe kann nicht auf immer und ewig wie ein Kainsmal über der Gemeinde prangen.

So gut das Katastrophenmanagement in den Tagen nach dem Unglück funktioniert hat, so sehr muss man das für die Nachfolgezeit in Frage stellen.

Nachbetreuung kommt zu kurz
Dabei musste jedem klar sein, dass diese tief sitzenden Wunden intensive Nachbetreuung brauchen, mit Vermittlung des Gefühls der Anteilnahme durch Betreuung und umfassende Informationen für die Hinterbliebenen, durch großzügige Gestaltung einer Gedenkstätte - was Spontanaktionen, wie die Aufstellung der Holzkreuze, überflüssig gemacht hätte.

Immerhin haben die Kapruner Gletscherbahnen ja auch sehr rasch ein Konzept für einen Stollenbahnersatz vorgelegt. Dieses Engagement erwarten die Hinterbliebenen zu Recht auch für ihre Anliegen.


Kaprun muss würdevoll mit Trauer umgehen
Kaprun muss eines klar sein. Ruhe wird die Gletscherski-Metropole nur dann finden, wenn sie einen Weg findet, würdevoll mit der Trauer von Angehörigen umzugehen. Dabei werden jene in die Schranken zu weisen sein, die glauben, alles wegstecken und vielleicht gar noch aus der weltweiten Bekanntheit Kapruns als Folge der Katastrophe Nutzen ziehen zu können. Das könnte zur Katastrophe nach der Katastrophe werden.

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