burgenland.orf.at
12.11.2001

Güssing gedenkt der Opfer von Kaprun
Im Gymnasium Güssing ist heute der Opfer von Kaprun gedacht worden. Die Katastrophe am Martinitag des Vorjahres hat 155 Menschenleben gefordert, darunter acht Burgenländer. Vier waren Schüler des BORG - Güssing.

Es war eine sehr schlichte Gedenkfeier. Im Turnsaal des Gymnasiums Güssing brannte eine Kerze, um die herum sich 300 Schüler, Freunde und Angehörige der Opfer vom Kitzsteinhorn versammelt hatten.

Einige Eltern und Angehörige der burgenländischer Opfer waren auch gestern bei der Trauerfeier in Kaprun dabei. Sie hatten 155 weiße Luftballons mitgebracht, die sie zum Himmel steigen ließen.

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Krone,
12. 11. 2001

"Mein Kind, ich behalte dich im Herzen"

[ 2001-11-12,Wien, EDGAR BREUSS,LOKALES ]

Still, berührend, herzzerreißend! 700 Angehörige der 155 Opfer der Tunnelkatastrophe von Kaprun kamen Sonntag, ein Jahr nach dem furchtbaren Unglück, an den Ort zurück, wo sie ihre Liebsten verloren haben. Eine Feier, bei der sie ihre Herzen öffneten: "Mein Kind, ich liebe dich, ich behalte dich im Herzen!"

"Ein Tag, genau wie vor einem Jahr", sagte ein Vater, "der Morgen eines wunderschönen Tages, im Tal noch düster, aber droben leuchten schon die weißen Gipfel in der Sonne!"

Der Mann erinnert sich genau, nur: Der Sohn war mit Freunden vorausgegangen, war eingestiegen in den Zug ... und kam nicht mehr an die Sonne, und der Tag wurde zum schlimmsten Tag überhaupt.

400 Angehörige der Opfer dieses Tages gingen im Gedenken an ihre Toten die sieben Kilometer vom Kapruner Ortszentrum zu Fuß ins Tal bis zur Talstation der Gletscherbahn, 300 wurden in Bussen zur Feier gebracht. Und alle warteten bis genau 9.02 Uhr, der Minute des schrecklichen Geschehens vor einem Jahr.

155 Glockenschläge, 155 weiße Luftballons stiegen in den eisblauen Himmel. Viele schlichteten Steine mit dem Namen ihrer Toten übereinander, und Angehörige sprachen am Mikrofon ihre innersten Gedanken aus. Es war ja eine private Feier dieser vom Schicksal gebeutelten Menschen, offizielle Redner haben sie abgelehnt, von Politikern und ihren salbungsvollen Tönen wollten sie in dieser Stunde nichts hören.

"Ich hab nie gedacht, dass du vor mir gehst", sagte eine Frau über ihren toten Mann, "du warst ja so lebendig; ich hab nie gedacht, dass du etwas nicht schaffst, du warst ja so stark ... ich liebe dich, ich werde unsere wunderbare Tochter jetzt allein den Lebensweg begleiten ... "

Zurück blieb ein Lichtermeer...

Und ein Vater: "Du bist mein Sohn, immer, wo immer du jetzt bist!"

Eine ergreifende Feier, und zurück blieb ein Lichter- und Blumenmeer rund um das Kreuz gerade gegenüber der jetzt stillgelegten Bahn, deren Rampe man von drunten sieht bis zu dem Punkt, wo sie durch das Loch in den Tunnel einfuhr.

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12. 11. 2001
salzburg.orf.at

Angehörige wollen kein Ehrengrab in Salzburg
Angehörige der 155 Opfer der Brandkatastrophe von Kaprun wollen kein Ehrengrab auf dem Kommunalfriedhof in der Stadt Salzburg. Dort sollten die sterblichen Überreste bestattet werden, die keinem Toten eindeutig zugeordnet werden konnten.

Für Angehörige schwer erreichbar
Diese Überreste wurden in Salzburg bestattet. Ein Ehrengrab wäre aber nicht passend, sagt Manfred Wilhelm. Er hat seinen 20-jährigen Sohn Daniel bei der Katastrophe verloren:

"Salzburg hat mit der Katastrophe in Kaprun nichts zu tun. Wenn im Raum Kaprun eine Gedenkstätte errichtet wird, dann sollte dieser Sarg mit den schwer zuordenbaren Teilen in dieser Gedenkstätte untergebracht werden. Das gibt den Angehörigen die Möglichkeit, an Ort und Stelle der Verstorbenen zu gedenken und nicht an drei oder vier Orten Einkehr halten zu müssen."

Gedenkfeier am Sonntag
An der Trauerfeier am Sonntag zum Ein-Jahres-Gedenken der Katastrophe in der Standseilbahn der Gletscherbahnen haben rund 600 Angehörige und Einsatzkräfte teilgenommen. Die Feier selbst war sehr schlicht und endete damit, dass die Angehörigen 155 Ballons mit den Namen der Opfer steigen ließen.

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