Salzburger Nachrichten
11.11.2002
Stilles Gedenken an die 155 Toten der Seilbahnkatastrophe von Kaprun
In aller Stille haben am Montag rund 200 Angehörige und Freunde der 155 Toten der Seilbahnkatastrophe von Kaprun gedacht, die sich auf den Tag genau vor zwei Jahren ereignet hat. Kurz vor 9.00 Uhr trafen sich die Angehörigen am Platz, an dem ein Kreuz als provisorische Gedenkstätte steht, zu einem ökumenischen Gottesdienst, von dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen war.
Eine Blechbläser-Gruppe des Mozarteum-Orchesters umrahmte die Messe musikalisch. "Es war ein sehr besinnliches, würdevolles und ruhiges Gedenken", schilderte eine Teilnehmerin im Gespräch mit der APA. Teilgenommen haben viele Angehörige aus Österreich und Deutschland. Zwei Familien waren extra aus Japan angereist, aus den USA kam der Vater eines Todesopfers.
Es war der ausdrückliche Wunsch einiger Angehöriger, dass die Medien nicht am Gedenkgottesdienst teilnehmen. Sie wollten in aller Stille ihrer Verstorbenen gedenken. Gedenkmärsche oder andere Trauerveranstaltungen, wie sie im Vorjahr abgehalten wurden, gab es heuer nicht. Auch die Anwälte, die die Hinterbliebenen im Bemühen um Schadenersatzzahlungen vertreten, nahmen nicht teil.
Im Ort Kaprun selbst läuteten von 9.05 bis 9.08 Uhr, also in den Minuten des Unglücks vor zwei Jahren, die Kirchenglocken. Die Gletscherbahnen Kaprun setzten als Ausdruck der Trauer den Betrieb sämtlicher Anlagen für eine Viertelstunde aus.
Bei der Brandkatastrophe im Tunnel der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn in Kaprun waren am 1 1. November 2000 wenige Minuten nach 9.00 Uhr 155 Menschen ums Leben gekommen. Zwölf Insassen des Zuges hatten die größte zivile Katastrophe Österreichs überlebt. Seit Juni 2002 müssen sich 16 Menschen deswegen vor Gericht strafrechtlich verantworten, der Prozess wird aller Voraussicht nach noch bis in das kommende Frühjahr dauern. (Schluss) mf
US-Klage denkbar
Anwalt Ed Fagan lässt nicht locker: Er hält einen Prozess wegen der Katastrophe von Kaprun in den USA nach wie vor für möglich. Offen sei, in welchem Bundesstaat.
Vor dem heutigen zweiten Jahrestag der Brandkatastrophe von Kaprun hat sich US-Anwalt Ed Fagan erneut zu Wort gemeldet. Bei den zivilrechtlichen Verfahren um Schadenersatz sei man nun in den USA in der zweiten Phase angelangt, bei der so genannten "Discovery". Bis 16. November müssen die Siemens AG und die Firma Bosch eine Liste übergeben, welche Dokumente sie im Zusammenhang mit den Gletscherbahnen Kaprun haben. Dann hätten sie drei Monate Zeit, diese Dokumente zu übergeben, berichtete Ed Fagan am Sonntag. Der nächste Schritt sei dann der Prozess. "Wer behauptet hat, in den USA ist kein Prozess möglich, lag falsch", sagte Fagan. Der Advokat kündigte an, jene Firmen, gegen die eine Klage schon abgewiesen wurde, in anderen US-Bundesstaaten erneut zu klagen. Die Bezirksrichterin habe in diesen Fällen nur entschieden, dass sie in New York nicht zuständig sei, aber nicht, daß eine Klage in den USA nicht möglich wäre. Die Firmen seien aufgefordert worden, zu sagen, in welchen Staaten sie die meisten Geschäftsbeziehungen haben. Dort werde die Klage eingereicht.
"Fagan dreht sich die Geschichte, wie sie ihm in den Kram passt", meinte dazu GBKSprecher Harald Schiffl. Die Gletscherbahnen würden die Liste selbstverständlich übergeben, wenn es ein zuständiges Gericht gebe. Die Richterin in New York habe aber selbst gesagt, dass sie nicht zuständig sei. Daher gebe es auch keine Strafandrohung.
Durch die Entscheidung des Bezirksgerichtes in New York sei ein Präzedenzfall geschaffen, mit dem es jetzt generell möglich werde, dass europäische Unternehmen für Ereignisse in Europa auch in den USA geklagt werden können, stellte Fagan weiters fest. Insgesamt stelle sich aber weniger die Frage, ob US-Gerichte europäischen Firmen etwas anordnen können, als vielmehr, wie Anweisungen durchgesetzt werden können. Man müsse schauen, welche Vermögenswerte die Unternehmen in den USA haben. Durch das so genannte Cross Border Leasing fließe viel Geld in die USA. "Wir können das Geld finden", so Fagan. Außerdem könnten US-Urteile auch in Deutschland vollstreckt werden.
Der Kaprun-Strafprozess wird am 19. November, mit der Gutachtens-Erörterung fortgesetzt.
JAHRESTAG
Kaprun gedenkt der Seilbahnkatastrophe vom 11. November 2000. Das Unglück forderte 155 Menschenleben. Heute, am zweiten Jahrestag, werden zur Unglückszeit, um 9.05 Uhr, die Glocken der Kapruner Kirche läuten. Hinterbliebene trauern an der Talstation. Die Bergbahnen stellen für 15 Minuten den Betrieb ein. Um 19 Uhr findet eine ökumenische Gedenkmesse in der Pfarrkirche statt. Im Kerzen im Unglückstunnel der Gletscherbahn.
Gedenken an die 155 Opfer von Kaprun
Rund 200 Angehörige gedachten der Opfer. Kirchenglocken läuteten, Lifte standen still.
KAPRUN (SN, APA). In aller Stille gedachten am Montag vormittag rund 200 Angehörige und Freunde der 155 Toten der Seilbahnkatastrophe von Kaprun, die sich auf den Tag genau vor zwei Jahren ereignet hatte. Kurz vor 9.00 Uhr trafen sich die Angehörigen am Platz, an dem ein Kreuz als provisorische Gedenkstätte steht, zu einem ökumenischen Gottesdienst, von dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen war.
Eine Blechbläser-Gruppe des Mozarteum-Orchesters umrahmte die Messe musikalisch. "Es war ein sehr besinnliches, würdevolles und ruhiges Gedenken", schilderte eine Teilnehmerin. Teilgenommen haben viele Angehörige aus Österreich und Deutschland. Zwei Familien waren extra aus Japan angereist, aus den USA kam der Vater eines Todesopfers. "Wir haben alle Angehörigen im Vorfeld rechtzeitig über die Veranstaltung informiert und eingeladen", erläuterte die Kapruner Gemeindevertreterin Erika Scharer.
Es war der ausdrückliche Wunsch einiger Angehöriger, dass die Medien nicht am Gedenkgottesdienst teilnehmen. Sie wollten in aller Stille ihrer Verstorbenen gedenken. Gedenkmärsche oder andere Trauerveranstaltungen, wie sie im Vorjahr abgehalten wurden, gab es heuer nicht. Auch die Anwälte, die die Hinterbliebenen im Bemühen um Schadenersatzzahlungen vertreten, nahmen nicht teil.
Im Ort Kaprun selbst läutetet von 9.05 bis 9.08 Uhr, also in den Minuten des Unglücks vor zwei Jahren, die Kirchenglocken. Die Bevölkerung war auch in den Gemeindenachrichten über die Gedenkveranstaltung informiert worden.
Die Gletscherbahnen Kaprun setzten als Ausdruck der Trauer den Betrieb sämtlicher Anlagen für eine Viertelstunde aus. Um 9.00 Uhr wurde der Betrieb unterbrochen. Die Gäste wurden von den Gletscherbahnen über den Grund und die Motivation der Betriebsunterbrechung informiert. "Es soll das ein ganz deutliches Zeichen unserer tiefen Trauer sein", sagte der Sprecher der Gletscherbahnen, Harald Schiffl.
Der Leiter des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Salzburg, Prälat Balthasar Sieberer, hielt in Kaprun eine Sprechstunde ab. Um 19.00 Uhr wollte er in der Kapruner Pfarrkirche ebenfalls einen ökumenischen Gedenkgottesdienst zelebrieren. Danach hält Sieberer in der Pinzgauer Gemeinde noch einen Vortrag zum Thema "Leben nach dem Tod".
Bei der Brandkatastrophe im Tunnel der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn in Kaprun waren am 1 1. November 2000 wenige Minuten nach 9.00 Uhr 155 Menschen ums Leben gekommen. Zwölf Insassen des Zuges hatten die größte zivile Katastrophe Österreichs überlebt.
Seit Juni 2002 müssen sich 16 Personen deswegen vor Gericht strafrechtlich verantworten, der Prozess wird aller Voraussicht nach noch bis in das kommende Frühjahr dauern. Gleichzeitig haben viele Hinterbliebene Schadenersatzklagen in den USA eingebracht.
Stilles Gedenken an die 155 Toten der Kaprun-Katastrophe
In aller Stille werden am Montag Angehörige und Freunde der 155 Toten der Seilbahnkatastrophe von Kaprun gedenken, die sich auf den Tag genau vor zwei Jahren ereignet hat. Um 9.00 Uhr werden sie an jenem Platz, wo nächstes Jahr eine Gedenkstätte errichtet wird, unter Ausschluss der Öffentlichkeit einen ökumenischen Gottesdienst feiern.
Die Gletscherbahnen Kaprun werden um 9.00 Uhr den Betrieb sämtlicher Bahnen für zehn Minuten unterbrechen. Am Abend feiert Prälat Balthasar Sieberer eine Gedenkmesse in der Pfarrkirche des Ortes.
Bei dem Unglück kamen am 11. November 2000 im Tunnel der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn 155 Menschen ums Leben. Es war die größte Zahl an Opfern, die je ein ziviles Unglück in Österreich gefordert hat. Der Jahrestag fällt genau in eine Pause des Prozesses, bei dem die strafrechtlichen Folgen des Infernos geklärt werden sollen und sich 16 Menschen verantworten müssen.
In diesen Wochen werden Ideen für die Gedenkstätte in Kaprun gesucht. Eingeladen wurden dazu von den Angehörigen ausgesuchte Künstler. Die Gedenkstätte soll am Gegenhang des Tunneleingangs allen Angehörigen ab nächstem Jahr eine Möglichkeit bieten, an Ort und Stelle ihrer Familienangehörigen und Freunde zu gedenken. Die Gemeinde Kaprun, Land und Bund werden jenes Projekt finanzieren und realisieren, für das sich die Angehörigen mehrheitlich entscheiden.
Und es geht wieder bergauf
Trauer & Touristenansturm.
Zweiter Jahrestag der Brandkatastrophe in der Gletscherbahn von Kaprun. Eine (Zwischen-)Bilanz.
Heute, exakt um 9.05 Uhr, werden die Glocken der Pfarrkirche Kaprun läuten - sie erinnern an den zweiten Jahrestag, die Stunde der
Tunnelkatastrophe und die 155 Toten der Feuerhölle in der Standseilbahn. Bei der Talstation der Gletscherbahnen Kaprun, wo eine Gedenkstätte an das Inferno errichtet werden soll (siehe Kasten), werden Angehörige einen ökumenischen Gottesdienst feiern. "Unter Ausschluss der Offentlichkeit", betont man im Gemeindeamt Kaprun, "das war der Wunsch der Hinterbliebenen." Abends, nach einem Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche, beschließt ein Vortrag über "Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben" den Tag der schmerzhaften Erinnerung.
Während sich bei den Angehörigen die Wunden des Verlustes nur sehr langsam schließen, herrscht in der Tourismusregion rund um das Kitzsteinhorn längst wieder pralle Zuversicht. Verschwunden sind die Befürchtungen über einen Niedergang des Ortes. "Die Buchungslage für die bevorstehende Wintersaison ist sehr gut, wir werden die Zahlen vom letzten Jahr halten können", erwartet Michaela Obernosterer von der
Europasportregion-Marketinggesellschaft. Immerhin: Die Wintersaison 2001/02 ist mit 1,1 Millionen Nächtigungen als auslastungsstärkster Winter in die Geschichtsbücher eingegangen. Gute Schneelage und Qualitätsoffensive bei Liftanlagen und Hotels seien für den Erfolg verantwortlich.
Dazu haben auch die Gletscherbahnen Kaprun dieses Jahr nochmals vorgesorgt: Am 19. Oktober hat der neue "Gletscherjet 2", der zum Alpincenter führt, den Betrieb aufgenommen - Kostenpunkt: 7,3 Millionen Euro. Mit der Panorama- und der Langwiedbahn ist das Schigebiet im "Herzen des Pinzgaus" wieder über zwei unabhängige Bahnsysteme erreichbar. Auch Schnee ist bereits ausreichend vorhanden: Am Wochenende meldeten die Wetterstationen 85 Zentimeter beim Alpincenter in 2450 Meter Höhe, weiterhin Schneefall und leichten Wind. Den Gletscher selbst in rund 3000 Metern bedecken knapp zwei Meter Schnee.
Die Vorfreude auf den kommenden Winter im Ort und die Erinnerung an die größte Zivilkatastrophe fallen in die mittlerweile zweite größere Pause jenes Strafprozesses im Salzburger Kolpinghaus, der die
Tunnelkatastrophe aus rechtlicher Sicht aufarbeiten soll. "Ab 19. November geht es weiter", berichtet Philipp Bauer, Vizepräsident des Straflandesgerichtes Salzburg. Es werden die Tage (oder Wochen) der sechs zum Teil umstrittenen Sachverständigen werden. "Da werden die Rechtsanwälte der Beschuldigten ganz bestimmt intensiv nachfragen", erklärt Bauer, weshalb der Prozessfahrplan außer Bahn geraten könnte. Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat hat 16 Personen - Bedienstete der Gletscherbahnen, Beamte des Verkehrsministeriums und Vertreter von Privatfirmen - wegen "fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst' und "fahrlässiger Gemeingefährdung" angeklagt.
Der Salzburger Prozess sollte abgeschlossen sein, wenn sich vermutlich im Mai 2003 ein US-Gericht mit den Schadenersatzansprüchen der Hinterbliebenen beschäftigt. Das will jedenfalls der umstrittene US-Anwalt Ed Fagan, der mehr als 100 Angehörige von Opfern vertritt, mit seinen Klagen bisher mit einer Ausnahme (deutsche Siemens) aber bei den US-Gerichten abgeblitzt ist.
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salzburg.orf.at
11. 11. 2002
Kaprun blickt mit Zuversicht in die Zukunft
Vor genau zwei Jahren erlebte Österreich eine der schlimmsten zivilen Katastrophen seiner Geschichte: Beim Brand in der Gletscherbahn von Kaprun kamen 155 Menschen ums Leben.
Triste Ausgangslage
Nach wie vor ist die Ursache des Feuers noch nicht geklärt - seit Frühsommer läuft das Gerichtsverfahren. Unklar ist auch der wirtschaftliche Schaden für die Tourismusgemeinde, ein Großteil der Gäste hatte den Skiurlaub nach der Katastrophe storniert. Heute sieht die Situation aber schon wieder anders aus, sagt der Kapruner Bürgermeister Norbert Karlsböck.
Die Ausgangslage sei trist gewesen, sagt Bürgermeister Karlsböck. Nun seien die Gäste aber wieder da, das neue Angebot werde gut angenommen, die Kapruner könnten mit Hoffnung und Optimismus in die Zukunft blicken.
Das Schwierigste überwunden
Die Nächtigungszahlen in der Pinzgauer Gemeinde haben heuer schon wieder das Niveau wie vor der Brandkatastrophe erreicht. Der Tunnel wird nicht mehr benützt, die Kapruner Gletscherbahnen setzen auf neue Seilbahnen und ein besseres Sicherheitskonzept. Die schwierigen Tage und Wochen nach dem Brand seien überwunden, glaubt Karlsböck, seine Gemeinde habe das Schlimmste erlebt und überstanden.
Stilles Gedenken
Rund 200 Angehörige und Freunde der 155 Toten haben am Montagmorgen zu einem ökumenischen Gottesdienst getroffen. Teilgenommen haben vor allem Österreicher und Deutsche. Zwei Familien sind extra aus Japan angereist, ein Vater eines Opfers aus den USA war ebenfalls anwesend. Die Trauerfeier wurde an der provisorischen Gedenkstätte abgehalten, auf ausdrücklichen Wunsch der Angehörigen fand der Gottesdienst unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.
Messe am Abend
Die Kapruner Gletscherbahnen haben den Betrieb aller Seilbahnen und Lifte am Morgen zwischen eine Viertelstunde lang abgeschaltet - als Zeichen der Trauer, wie Unternehmenssprecher Harald Schiffl mitteilte. Am Abend soll noch eine Messe in der Kapruner Pfarrkirche an die 155 Opfer der Brandkatastrophe erinnern.
Reaktionen:
tragisch was geschah...
kkkundkk, vor
R I P
segel boot, vor
Gottesdienst
amongöth70, vor
elephantitis, vor 12h 3min
nein, aber vielleicht ein recht auf privatsphäre bzw. auf privates trauern
@austrofascho
eisenwolf, vor Omin
gratulier dir zu deinem schönen Namen und wünsche dir, dass du auch so wie dein Vorbild enden sollst.
Schön, daß die Kapruner und vor allem
engelchen61, vor 16h 17min
auch die Gletscherbahnen optimistisch in die Zukunft blicken können, die
Angehörigen können es nicht! Aber wen interessierts, Hauptsache der Rubel rollt!
Jetzt hör aber auf!
peterdergrosse, vor 16h 3min
Gerade die Angehörigen sollten auch mit Optimismus in die Zukunft schauen! So schlimm dieses Unglück auch war, und der Schuldige dafür noch immer nicht gefunden ist (sofern es einen geben sollte): Das Leben muss weitergehen - egal wie! Es hilft niemandem, wenn rnan als Betroffener vor Mitleid zerfließt. Das macht einen geliebten Menschen auch nicht mehr lebendig. Ganz im Gegenteil, es schadet einem selber und man zerstört dadurch auch noch das eigene Leben.