Salzburger Nachrichten
am 11. 9,


Kaprun: Münchner Anwalt schießt aus allen Rohren

Michael Witti in Schreiben an Außenminister Fischer: Sicherheitsrisiko für deutsche Touristen.

MÜNCHEN, SALZBURG (SN, APA). Schwere Vorwürfe im Zusammenhang mit der Katastrophe von Kaprun, bei der bei einem Brand der Standseilbahn am 11. November vergangenen Jahres 155 Menschen ums Leben kamen, erhebt der Münchner Rechtsanwalt Michael Witti. In einem Schreiben an den deutschen Außenminister Joschka Fischer vom Dienstag, stellt der Mitstreiter des US-Anwalts Fagan fest, Reisen von deutschen Staatsbürgern nach Österreich seien mit einem Sicherheitsrisiko verbunden. Außerdem ersucht der Münchner Advokat im Auftrag der von ihm vertretenen Hinterbliebenen, Fischer möge in Österreich vorstellig werden.

"Das Verhalten der Republik Österreich, auch das der Justizbehörden" mache seinen Schritt, sich an den deutschen Außenminister zu wenden, unumgänglich. "Inzwischen liegen die ersten Gutachten zur Unfallursache vor, mit einem erschreckenden Erkenntnis, nicht nur sichtlich dieses Unglücks, sondern im allgemeinen", meint Witti im Schreiben an Fischer.

"Eines der erschreckenden Erkenntnisse der Gutachter ist, dass hinsichtlich der Brandsicherheit von Seilbahnen keinerlei Rechtsvorschriften und -verordnungen in der Republik Österreich bestehen", erläuterte Witti und zählte die bereits erwähnten Mängel (Hydraulikleitungen, kein Nothammer, kein Feuerlöscher, Türe öffnen von innen nicht möglich, Kunststofffenster einschlagen unmöglich) auf.

"Die zuständigen Überwachungsbehörden haben offensichtlich den Betrieb und den Zug über all die Jahre regelmäßig als mängelfrei abgenommen und keinerlei Betriebshindernis gesehen und die entsprechenden Genehmigungen erteilt." ... "Wie steht es mit den gesamten anderen Seilbahnanlagen, wie steht es mit der Österreichischen Bundesbahn, steht es mit dem Straßenverkehr in den unzähligen Tunnels der Republik Österreich? Wir haben höchste Sorge, dass Hunderttausende von deutschen Staatsbürgern, die das Land geschäftlich oder als Tourist bereisen, bei einem unserer besten Handelspartnern und nächsten Nachbarn, ihr Leben aufs Spiel setzen, nur weil man dort keinerlei Sicherheitsvorschriften hat, weil man dort nicht seitens des Gesetzgebers dafür sorgt, dass minimalste Sicherheitsstandards bei der Beförderung von Menschen angestrengt werden", schreibt Witti.

© SN

 

salzburg.orf.at

11. September 2001

Deutscher Anwalt schreibt an Joschka Fischer
Michael Witti, deutscher Partner des amerikanischen Anwalts Ed Fagan, hat sich in einem Brief an den deutschen Außenminister Joschka Fischer gewandt. Er sieht wegen der "mangelnden Vorschriften" deutsche Touristen in Österreich in Gefahr.

Deutsche "setzen ihr Leben aufs Spiel"
Witti bezieht sich auf die Feststellungen der Kaprun-Gutachter: "Eines der erschreckenden Erkenntnisse der Gutachter ist aber auch, dass ganz klar festgestellt wird, dass hinsichtlich der Brandsicherheit von Seilbahnen keinerlei Rechtsvorschriften und -verordnungen in der Republik Österreich bestehen", schreibt der Anwalt.

Witti glaubt deshalb, dass deutsche Touristen und Geschäftsreisende in Österreich unsicher seien: "Wie steht es mit den gesamten anderen Seilbahnanlagen, wie steht es mit der Österreichischen Bundesbahn, steht es mit dem Straßenverkehr in den unzähligen Tunnels der Republik Österreich. Wir haben höchste Sorge, dass Hunderttausende von deutschen Staatsbürgern, die das Land geschäftlich oder als Tourist bereisen, bei einem unserer besten Handelspartnern und nächsten Nachbarn, ihr Leben aufs Spiel setzen, nur weil man dort keinerlei Sicherheitsvorschriften hat."

 

Fischer soll nach Österreich reisen
Nach den Vorstellungen des Münchner Anwalts sollte Joschka Fischer wegen der angeblichen Sicherheitsmängel nach Österreich reisen: "Ich denke dies ist bei der Anzahl der nach Österreich reisenden deutschen Staatsbürger hre Aufgabe aus der
staatlichen Fürsorgepflicht", schließt Witti seinen Brief an Fischer.

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